Die sinkende Zahl der Geschichtsstudenten, von 5.361 im Jahr 2011 auf 4.036 im Wintersemester 2022/23, versetzt Niko Lamprecht, den Vorsitzenden des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands, und Lutz Raphael, den Vorsitzender des deutschen Historikerverbandes, nicht in Alarmstimmung. Denn dieser Rückgang entspreche nur dem der Abiturientenzahlen, die konstant bei den 1,3 bis 1,5 Prozent eines Abiturjahrgangs liegen, die das Studienfach Geschichte wählen. Beunruhigender finden Lamprecht und Raphael, daß Elementarkenntnisse „erheblich abgenommen“ haben (FAZ vom 27. März 2024). Und geradezu besorgniserregend seien hohe Abbrecherquoten sowie, bedingt auch durch zugewanderte Schüler, wachsende Defizite beim Lese- und Textverständnis. Ohne zusätzliche Lehrangebote gelinge es nicht mehr, Grundlagen der historisch-kritischen Methode im Bachelorstudium zu vermitteln. Starke Qualitätseinbußen erleide schon der Schulunterricht, der Geschichte mit Sozialkunde kombiniere. Den Warnern geht es jedoch weniger um die Wahrung fachlicher Standards als darum, an Bildungspolitiker der „demokratischen Parteien“ zu appellieren, die „Auszehrung schulischer Voraussetzungen unserer demokratischen Geschichtskultur“ zu verhindern. Das gelänge am besten mit Programmen zur „Erforschung und Bekämpfung von Antisemitismus, Xenophobie und Rassismus“ im Geschichtsunterricht. (ob)