Die Geschichte Afghanistans kennt viele Besatzungsphasen. Von Alexander dem Großen über die Großreiche Zentralasiens und Indiens bis zum Imperialismus der Neuzeit wurde das Land am Hindukusch zu regieren versucht, ohne daß dies dauerhaft gelungen wäre. Seit dem 19. Jahrhundert nutzte die politische Elite die Lage Afghanistans als Pufferstaat zwischen russischer und britischer Einflußsphäre vielmehr, um sich zwecks eigener Machterhaltung erfolgreich durch diese Konstellation zu navigieren. Virtuos hätte dieses Spiel zuletzt das von den USA und ihren Verbündeten im „Krieg gegen Terror“ installierte Kabuler Marionetten-Regime Hamid Karzais beherrscht, dessen Etat für öffentliche Zwecke bis 2021 zu 75 Prozent extern finanziert wurde. Dabei war diese „Gruppierung von bemerkenswert korrupter Inkompetenz“ ohne die militärische Hilfe der intervenierenden internationalen Staatengemeinschaft unfähig, der Bevölkerung Sicherheit zu gewährleisten (Mittelweg 36, 1/2024). Damit sei der „Demokratieaufbau“ als wesentlicher Zweck der bewaffneten Intervention verfehlt worden, folgert der Friedensforscher Florian P. Kühn (Göteborg/Bayreuth). Doch dies Scheitern schwächte jeden Interventionsenthusiasmus in den Interventionsstaaten ab, der seinen Ursprung in der liberalen Hybris des „Wertewestens“ habe. (dg) https://www.his-online.de