© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/24 / 05. April 2024

Blick in die Medien
Der Mann von Morgen
Ludger Bisping

Einerseits erziehen Frauen die Jungs zu Tofu grillenden Männerattrappen mit Dutt – andererseits können die Frauen auch nicht aus ihrer Conditio humana austeigen und sehnen sich nach echten Kerlen und Helden.

In diesem selbst angerichteten Dilemma – schön, man muß auch zugeben, die meisten Männer haben es mit sich machen lassen – schlägt die Psychologin und Influencerin „Marie Morgen“ beherzt in die Kerbe. Die junge Frau im besten Heiratsalter feuert in den sozialen Medien mit hoher Kadenz pro-maskuline Botschaften. Ihre Mission: das natürliche Verhältnis zwischen den zwei Geschlechtern wieder ins harmonische Gleichgewicht zu bringen – mit einer Renaissance der vielgeschmähten „traditionellen Rollenbilder“.

Gender-Extremisten müssen bei den Kurzvideos bitte

Herz-Kreislauf-Akutmedizin bereithalten.

Marie verfügt nach ihren Angaben über einen Master in allgemeiner Psychologie und in klinischer Psychologie. Ihre Kernaussage: Männer und Frauen sind nicht gleich! Wir können die Natur nicht ändern und die Geschlechterrollen auch nicht. Und es gibt keine „toxische Männlichkeit“. Diese im Grunde banale Erkenntnis wird heute von einem geifernden Medien-Mob zur schlimmsten Ketzerei hochgejazzt.

Dementsprechend bringt die junge Dame, die sich auf Youtube, Facebook, Instagram, TikTok und LinkedIn tummelt, die Online-Blase gewaltig zum Schäumen. Bei Youtube hat ihr noch recht neuer Kanal seit letztem November schon über 2,5 Millionen Aufrufe verzeichnet.

Klassische Feministinnen und Gender-Extremisten müssen bei Maries Inhalten Herz-Kreislauf-Akutmedizin bereithalten. Und dazu sieht die Blondine auch noch entzückend aus. Normale Heranwachsende können dagegen von Morgens kompakt formulierten Lebenshilfen in der Paarbeziehung profitieren. „Männer können tatsächlich nichts denken und möchten dann auch nicht gefragt werden, was sie gerade denken“ – das wußte schon Loriot.

Ein Kommentator bringt es auf den Punkt: „Männer werden zum gesellschaftlichen Problemfall deklariert, aber für die Spinne unter der Decke oder den platten Autoreifen braucht es dann doch wieder einen Mann.“