Vor einem Jahr schwänzten zwei Klimakleber ihren Gerichtsprozeß und flogen nach Bali in den Urlaub. Spott und Kritik der Medien konnten sie nicht nachvollziehen: Wer als „Aktivist“ so hart arbeite und sich im Berufsverkehr auf die Straße klebe, habe sich Ferien unter Palmen ja wohl redlich verdient. Und damit liegen die beiden voll im Trend.
Nun steht die Reisesaison 2024 vor der Tür und ein Drittel aller Deutschen plant nach Umfragen, die Koffer zu packen und das Ampel-Elend vorübergehend mit dem Sonnenstrand zu tauschen. Die gehypten Ziele in diesem Jahr: Neben Klassikern wie Italien oder Thailand ist Sansibar schwer im Kommen und auch Albaniens Strände am Ionischen Meer haben es Reisebloggern angetan.
Die Zahl der Lust-Flüge steigt, die der Geschäftsluftfahrten sinkt
Wer glaubt, daß die „Gen Z“-Millennials aus Flugscham zu Hause bleiben oder klimaneutral mit dem Lastenrad ins Sauerland fahren, liegt komplett daneben. Der Anteil der „Fridays for Future“-Generation am Luftfernverkehr ist gerade in den letzten Jahren auf gut 30 Prozent gestiegen, von nur 21 Prozent im Jahr 2008. Das ergab die bisher größte Befragung von Fluggästen durch den Deutschen Flughafenverband (100.000 Probanden). Demnach übertrifft die Zahl der reiselustigen unter 30jährigen die Zahl der Boomer (51 bis 65 Jahre) bei weitem. Diese machen nämlich nicht einmal 20 Prozent der Langstrecken-Fluggäste aus, obwohl ihnen von jungen Leuten gern das Etikett „Umweltsau“ angepappt wird. Bei den Rentnern 65+ sind es noch weniger. Die machen überwiegend Urlaub im eigenen Land mit Bahn und Auto.
Mit der Notwendigkeit von Geschäftsreisen können sich die fliegenden Greta-Fans jedenfalls nicht herausreden: Denn während der Anteil der Business-Flüge um ein Fünftel zurückging, stieg die Zahl der Lust-Luftfahrten um denselben Faktor. In diesem Kontext gingen auch die Inlandsflüge deutlich zurück – um fast die Hälfte gegenüber 2019. Das zumindest dürfte die Grünen erfreuen, die in Inlandsflügen einen besonders bösartigen Anschlag auf das Weltklima sehen. Ihr Anteil am deutschen CO₂-Ausstoß von etwa zwei Prozent beträgt 0,3. Ein Urlaubsflieger von Hamburg nach Bali emittiert dagegen rund drei Tonnen des teuflischen „Klimakillers“ pro Passagier.
Trotzdem sank die Zahl der Befragten, die kleinlaut einräumten, wegen ihres „CO₂-Fußabdrucks“ auf eine Fernreise verzichten zu wollen, laut einer Marktforschungsstudie gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent bei den unter 30jährigen.
Warum auch? Die Politik macht es ja vor: Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock legte seit Beginn der Legislatur tatsächlich „hunderttausende Kilometer“ zu entfernten Inseln zurück – nämlich genau 471.454, das sind 650 Flugstunden. Mehr schaffte nur Scholz. Auf Rang drei landet Habeck mit knapp 200.000 Kilometer. Auch bei den Inlandsflügen kennen die Bundestags-Vielflieger keine Scham. Die Bahn sei aus Zeitersparnisgründen keine Alternative, lassen die Ministerien wissen. Da die Flugbereitschaft der Bundeswehr teils immer noch in Köln stationiert ist, finden viele Flüge ganz ohne Passagiere statt. Alles im Kampf für das Klima.
Da müssen gerade junge Menschen nicht zurückstecken: Wer vor lauter Gegen-Rechts-Demonstrieren und superstressigem Gender-Unistudium schon kurz vorm Burnout steht oder vom Veggie-Burger-Essen ganz ausgemergelt ist, soll sich wenigstens Erholung im heißen Sand bei kühler Brise gönnen. „Greta, grüß’ mir die Sonne!“ Selbst zu verzichten, wenn man schon dauernd Verzicht predigen muß, ist schließlich etwas viel verlangt.
Besonders beliebt in diesem Jahr bei jüngeren Touristen: der bulgarische Goldstrand („Ballermann des Ostens“), immer noch Bali, Island und Costa Rica. Nicht, daß man den Kindern das nicht gönnen würde. Und da Reisen ja bekanntlich bildet, besteht durchaus noch Hoffnung für den PISA-Nachwuchs … Schönen Urlaub und guten Flug!