Neben der Willkommenskultur für den Wolf wird auch ein anderer Beutegreifer wieder in Deutschland heimisch: Der Luchs kehrt zurück. Im Bayerischen Wald und im Harz ist er schon länger wieder zu Hause; im Schwarz- und Pfälzerwald sowie in Hessen gibt es vereinzelte Sichtungen. Insgesamt wird die Zahl dieser Raubkatzen auf 150 geschätzt. Nachweise sind jedoch schwierig, weil Luchse (Lynx lynx) sehr heimlich leben und riesige Streifgebiete durchziehen. Nun sollen die bis zu mehr als 30 Kilo schweren Katzen auch in Sachsen wieder Fuß fassen. Am 18. März wurden im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes „RELynx“ zwei Exemplare ausgewildert. Weibchen Nora aus dem Schweizer Jura und Kuder Juno, ein Männchen aus einer Zucht in Thüringen, sind nach dem Plan des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft die Pioniere der Rückkehr – und sie werden nicht allein bleiben: Bis 2027 sollen noch etwa 18 weitere Luchse in Sachsen entlassen werden.
Große Konflikte mit Nutztierhaltern wie beim Wolf sind beim Luchs weniger zu befürchten.
Diese Population stellt perspektivisch ein Bindeglied zwischen den bisherigen Inselvorkommen in Karpaten, Böhmerwald und Bayern dar. Insgesamt kostet das Projekt des grünen Ministers Wolfram Günther den Steuerzahler gut zwei Millionen Euro. Der Nahrungsopportunist frißt von der Maus bis zum Hirschkalb, vom Vogel bis zur Hauskatze so ziemlich alles. Konflikte mit Nutztierhaltern wie beim Wolf sind beim Luchs weniger zu befürchten, da er eher Kulturflüchter als Kulturfolger ist und anders als Isegrim die Nähe des Menschen meidet. Eher könnten Menschen dem Luchs durch illegales Nachstellen gefährlich werden. Aus dem Bayerischen Wald verschwinden immer wieder Tiere auf ungeklärte Weise. Ermittler und Jäger vermuten, daß dort durch Wilderer regelrechte Safaris für zahlende Kunden veranstaltet werden. Anders als der Wolf kann die Großkatze bisher noch auf Sympathien der Bevölkerung vertrauen: Mehr als 70 Prozent begrüßen nach Angaben des WWF die Wiederansiedlung. Sicherlich kommt ihm zugute, daß er mythologisch eine neutrale Figur ist.