Chinas Mann. Die besten Krimis schreibt das echte Leben. Das neue Sachbuch des langjährigen Handelsblatt-Chefredakteurs Bernd Ziesemer ist der Beweis dafür. In „Maos deutscher Topagent“ beleuchtet Ziesemer die Geschichte von Gerhard Ludwig Flatow. Dieser ist in den 1950er- und 60er Jahren Leiter des China-Büros des Otto-Wolf-Stahlkonzerns. Ein in der Wirtschaft bestens vernetzter Kenner des Landes – und glühender Maoist. Flatow engagiert sich im Vorstand und im Beirat der Deutschen China-Gesellschaft, dem ersten Pekinger Lobbyverein in der noch jungen Bundesrepublik. Daß Bonn 1972 erstmals diplomatische Beziehungen mit dem Reich der Mitte aufnimmt, geht signifikant auf den Einfluß Flatows zurück. Erst durch jahrelange Recherche, persönliche Gespräche und die Auswertung von Geheimdienstunterlagen schafft es Ziesemer, der Ende der achtziger Jahre im chinesichen Chongqing studierte, das Ausmaß der Verstrickung Flatows mit der Kommunistischen Führung Chinas aufzudecken. Auf 232 Seiten entwirrt der Autor, der in seiner Studentenzeit selbst Maoist war, das Gestrüpp zwischen Bonn und Peking. Wer sich für Spionage, Unterwanderung und die Beziehungen zwischen Deutschland und China interessiert, wird an diesem Buch große Freude haben. (st)
Bernd Ziesemer: Maos Deutscher Topagent – Wie China die Bundesrepublik eroberte.Campus Verlag, Frankfurt am Main 2023, gebunden, 232 Seiten, 28 Euro
Exorzismus. Ein einfacher Bauchschmerz als Werk finsterer Mächte? In „Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten“ entfaltet Stephen J. Rossetti eine ganz eigene Welt, in der das Übernatürliche zum Alltag gehört. Selbst einst ein Ziel einer dämonischen Attacke, abgewehrt durch die Jungfrau Maria, rettet der ausgebildete Kampfpilot nun unschuldige Seelen, jede Woche führen er und seine Helfer bis zu zwanzig Exorzismen vorwiegend im Osten der USA durch. Nüchtern beschreibt Rossetti in 95 Tagebucheinträgen seinen Kampf gegen dämonische Kräfte. Darunter findet sich die Geschichte von Jason, der sich auf einen Pakt mit dem Teufel einließ und dessen Leidensgeschichte sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Rossetti erinnert seine Leser eindringlich: „Bei einer dämonischen Notlage – ruf einen Priester!“ Mit den Dienern des Teufels sollte man sich nicht leichtsinnig anlegen. Daß es sich bei seinen Erfahrungen um keine plumpe Wiederholung von Hollywood-Klischees handelt, beweist er in theologischen Betrachtungen. Dabei macht er deutlich: Auch Dämonen müssen sich an das Wort Gottes halten. Das Gute werde daher immer siegen. Wer es glaubt? (sv)
Stephen J. Rossetti: Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten. Dämonen, Besessenheit und der heutige Kampf gegen das Böse. Verlag Media Maria, Illertissen 2024, gebunden, 304 Seiten, 19,95 Euro
Historisches Kalenderblatt
30. März 1794: Der weniger radikale Zweig der „Gesellschaft der Freunde der Menschen- und Bürgerrechte“ um Georges Jacques Danton und Camille Desmoulins wird wegen Verschwörung vom Wohlfahrtsausschuß unter Maximilien Robespierre verhaftet und später hingerichtet.