© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/24 / 29. März 2024

Die neudeutschen Schönfärber des Ukraine-Krieges
Zynische Euphemismen

Es ist die Realität des Krieges, die alle bellizistischen Rechtfertigungen immer schon verfehlen müssen.“ Denn diese Realität bestehe gerade darin, daß Kriege Eigenlogiken folgten, die diejenigen, die sie rechtfertigten, selbst in Gang gesetzt hätten, aber niemals mehr unter Kontrolle bekämen. Klingt nach Clausewitz, ist aber von Christoph Menke, Philosoph der dritten Generation der Frankfurter Schule (Philosophie Magazin, 2/2024). Diese Eigendynamik des Krieges ignorierten Schönfärber wie Außenministerin Annalena Baerbock, die in zynischen Euphemismen davon redeten, Waffen für die Ukraine würden helfen, dort „Leben zu schützen“, wo jeder wisse, daß sie russisches Leben auslöschen sollen. Daran ändere sich vom moralphilosophischen Standpunkt aus nichts, wenn der Krieg als Mittel höherer Zwecke verteidigt werde. Denn das Gute der Zwecke lasse sich nicht in das Gute der Mittel umrechnen. Daß die Berliner Kriegsapologeten dies selbst ahnten, sei an ihren immer neuen Rechtfertigungen abzulesen. Zuerst wurde der Ukraine-Krieg im Namen des Völkerrechts geführt, dann im Namen der ukrainischen Nation, der liberalen Demokratie, der westlichen Werte, schließlich des Westens überhaupt. Gern auch alles durcheinander, weil man wisse, daß der Zweckdiskurs nur die Eigendynamik des Kriegs fördere. (wm)  www.philomag.de