© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/24 / 29. März 2024

Gewinninflation und gescheiterte Energiewende
Andere historische Parallelen

Ein komplexes Zusammenwirken teils länger-, teils kurzfristiger Prozesse trieb die Preise für Energie Mitte 2021 plötzlich explosionsartig nach oben. Der Zeitpunkt dieser „Preiswende“ ist für deren Erklärung entscheidend, um nicht auf die Propaganda des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck hereinzufallen, die Rußlands Intervention in der Ukraine dafür verantwortlich macht. Tatsächlich erhöhten sich die Energiekosten durch eine Kombination aus Sanktionspolitik und verfehlter „ökologischer Energiewende“. Hinzu kam eine „Gewinninflation“, da viele Energiekonzerne die Gunst der Stunde nutzten, um ihre Gewinn­margen kräftig zu erhöhen. Trotzdem besteht für den emeritierten Finanzwissenschaftler Ulrich Busch keine Gefahr, daß die Teuerung in eine deutsche Inflation katastrophalen Ausmaßes wie 1923 mündet (Mittelweg 36, 6-2023/24). Diese wirke nur insoweit nach, als sie im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hohe Stabilitätserwartungen fixiert habe. Doch gerade der historische Vergleich zeige, daß 2021 weder eine Hyperinflation begann, noch ein Staatsbankrott oder das Ende des Euro eingeläutet wurde. Die aktuelle Inflation finde daher ihren adäquaten Platz in der deutschen Wirtschaftgeschichte besser im Preisanstieg nach dem „Ölpreisschock“ von 1973 oder der Teuerung in der Ex-DDR der frühen 1990er. (dg)  www.hamburger-edition.de