Von wegen Zeitreisen sind nicht möglich. Vergangenen Donnerstag fühlte ich mich in die 1970er Jahre versetzt. Im ausverkauften Berliner Tempodrom spielten „Rumours of Fleetwood Mac“, eine Cover-Band aus Liverpool, die ihrem Namen alle Ehre machte. Die Hommage an die legendäre Blues- und Rockband Fleetwood Mac war so dicht am Original, daß es jedem, der in den Siebzigern aufgewachsen ist, das Herz öffnete, ein seliges Lächeln ins Gesicht zauberte und stellenweise sogar Tränen in die Augenwinkel trieb. Eröffnet wurde der Abend mit einer Videoeinspielung von Mick Fleetwood höchstselbst, dem Mitgründer jener bereits 1967 aus der Taufe gehobenen Band, die einst mehr Platten verkaufte als die Beatles. Ihr Album „Rumours“ von 1977 gehört zu den erfolgreichsten der Musikgeschichte. Die siebenköpfige Tribute-Band performte die Hits ihrer Idole schlichtweg grandios, angefangen mit „Dreams“ über „Don’t Stop“, „Go Your Own Way“ und „Oh Daddy“ bis zu den Nummern „Little Lies“ und „Everywhere“ von dem 1987 erschienenen Album „Tango In The Night“. In einem Mittelblock spielten sie die Bluesstücke „Black Magic Woman“ und „Albatross“, beide aus dem Jahr 1968. Und als Zugabe gab es dann noch unter anderem „Tusk“ von dem gleichnamigen 1979er-Album. Wer sich jetzt grämt, dieses Event verpaßt zu haben: Im Februar kommenden Jahres gehen „Rumours of Fleetwood Mac“ erneut auf Deutschland-Tournee. Der Vorverkauf dafür beginnt demnächst.
„Und dann muß man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ (Astrid Lindgren)
Am Abend vor „Rumours of Fleetwood Mac“ bei dem Komiker Torsten Sträter zu dessen neuem Programm „Mach mal das große Licht an“, ebenfalls im Tempodrom, erstmals wieder ein schönes neues Wort aufgeschnappt: Veroparung. Heißer Tip: Sträter ist in der zweiten Hälfte der Fünfziger, und mit der opera italiana hat der Ausdruck nichts zu tun.
„Und dann muß man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“ (Astrid Lindgren, Tagebuch-Eintrag 1964).
Mitte April steht ein Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr auf meinem Veranstaltungsprogramm. Kürzlich war er zu Gast in der Talkshow bei Sandra Maischberger. Befragt zu der Weltlage und deutscher Politik lautete eine seiner Antworten: „Es wird immer mehr in der Diskussion eine Hauptlösung vorgegeben, und wenn man der nicht folgt, ist man moralisch minderwertig.“
Lesefundstück: „Das Erscheinungsbild des deutschen Mannes im öffentlichen Raum ist beschämend. (…) Wer in den bundesdeutschen Philharmonien das Publikum besichtigt, trifft auf ein Defilee der Turnschuhmode. Ein Opernbesuch im Sweatshirt ist kein Vergehen mehr, sondern ästhetischer Standard. Hosen mit Bügelfalten trägt allenthalben das Personal. Saal-ordner sind grundsätzlich besser gekleidet als Theatergäste.“ (Daniel Haas, freier Autor, ehedem Kulturkorrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ in Berlin, im „Cicero“-Magazin, März-Ausgabe)