© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/24 / 29. März 2024

Zeitschriftenkritik: The European Conservative
Nicht auf verlorenem Posten
Florian Werner

Wie ein Schuppenpanzer schieben sich die Hausdächer auf den Bildern von Marek Krumpar übereinander. Die kleinen und großen, schrägen und Flachdächer stehen ganz dicht beieinander. Schmale Spalten zwischen den Ziegeln zeugen von Straßen. Schornsteinqualm in der Ferne. Prag als Landschaft – das ist es, was der Künstler von seiner Heimatstadt zeigen will. „Ich mag Dächer, weil sie unserer Phantasie immer wieder neuen Stoff geben. Beim Blick auf ihre Oberfläche können wir uns vorstellen, wie das Leben darunter aussieht“, erläutert der Maler im Gespräch mit der Zeitschrift The European Conservative den Grund für seine außergewöhnliche Motivwahl.

Lesen wir hier in einer Kunstzeitschrift oder in einem Politikmagazin? „Wir interessieren uns nicht für Politik um der Politik Willen. Wir beachten das Thema, weil Staatskunst Menschen dabei helfen kann, ihr Leben um die Dinge herum aufzubauen, auf die es wirklich ankommt“, löst Chefredakteur Alvino-Mario Fantini die Antinomie von Kunst und Macht auf. Wahrheit, Schönheit, Familie, die Nation und Gott. „Die Zeitschrift will ihre Leser wieder an solche Dinge erinnern“, erläutert Fantini im Editorial das Ziel des European Conservative.

Die Beiträge der Winterausgabe 2024 knüpfen nahtlos an diese Zielsetzung an. Der Historiker Robin Harris erinnert an den französischen Schriftsteller Jean Raspail und seinen visionären Roman „Das Heerlager der Heiligen“. „Prophezeiungen klären ihren Sinn zumeist erst dann auf, wenn sie sich bewahrheiten“, bemerkt der einstige Redenschreiber von Margaret Thatcher in seiner Hommage. 

Im Zentrum des Heftes steht indes ein Philosoph: der US-Amerikaner Russell Kirk, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 30. Mal jährt und dessen Werk in Vergessenheit zu geraten droht. „Für Kirk existierte kein Weg, konservativ zu sein, als der, historisch zu denken“, unterstreicht die Politikwissenschaftlerin Lucia Vallejo Rodriguez in ihrem Essay über den Denker.

Mit seiner Dissertation „The Conservative Mind: From Burke To Santayana“ hatte dieser 1953 die Geschichte des britischen-amerikanischen Konservatismus nachgezeichnet, um ihm neues Selbstbewußtsein einzuflößen. „Wenn wir die Redewendung in ihrer ganzen Tragweite fassen, dann ist es vollkommen unmöglich, jemals auf verlorenem Posten zu stehen“, schreibt er im letzten Kapitel des Buches über die Zukunft der konservativen Bewegung. „Wir wissen, daß unsere Niederlagen nur das Vorspiel zu den Siegen unseren Nachfolger sind.“ Beim Durchblättern der Zeitschrift zeigt sich, wie sehr der Philosoph im Recht ist. Auch der European Conservative steht nicht auf verlorenem Posten. 


Kontakt: European Conservative Nonprofit Ltd., Tas Vezér utca 3-7, 1113 Budapest, Ungarn. Das Einzelheft kostet 24,99 Euro, ein Jahresabo für vier Ausgaben 89,99 Euro. https://europeanconservative.com/