Zu Jahresbeginn verkündete der Historiker und CDU-Vordenker Andreas Rödder „Das Ende der grünen Hegemonie“ (FAZ vom 8. Januar 2024). Für den Philosophen Reinhard Olschanski spiegelt sich in dieser These, die eher Postulat sei, das Projekt eines geistesgeschichtlichen Epochenwechsels, das auf einen „wahren Titanenkampf“ zulaufe (Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/2024). Der könnte auf drei Ebenen spielen: Innerparteilich zwischen dem Team Merz und den Schwarz-Grünen vom Team Wüst, ferner zwischen Union und echten Grünen sowie fundamental zwischen den „Wertkonservativen“ und dem Team Foucault, Derrida, Lyotard, Baudrillard, den Exponenten des postmodernen Dekonstruktivismus, die Rödder irrtümlich als Verbündete im Kampf gegen die obsolete „große Erzählung“ der Grünen vom Klimawandel und dem Ende des fossilen Zeitalters begrüße. Denn mit den französischen Meisterdenkern lasse sich auch die „große konservative Erzählung“ dekonstruieren, die am Grundwiderspruch kranke, das im ewigen Wandel der Zeiten zu Bewahrende erst definieren und damit konstruieren zu müssen. Aber damit werde die konservative Schreckensvision, der postmoderne Mahlstrom des Werterelativismus, nicht gebannt. Das habe die CDU unter Angela Merkel auch akzeptiert. Ja, Merkel sei „die große Postmoderne in der deutschen Politik“, ihre Koalitionen mit der SPD „Lehrstücke postmodernen Regierens“ gewesen. Deren Ergebnis auf Selbstblockade statt Problemlösung, auf eine Stimmungsdemokratie, die alle inhaltlichen Gegensätze Meinungsumfragen opferte und somit hinauslief auf eine idealtypische „Simulation von Politik“ (Baudrillard). (ob) www.blaetter.de