© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/24 / 29. März 2024

Ländersache: Berlin
Remmo räumt das Haus nicht auf
Frank Hauke

Berlin-Neukölln hat auch schöne Seiten, den im Süden gelegenen Ortsteil Buckow zum Beispiel mit seiner alten Feldsteinkirche und den dort in der Nähe stehenden Villen. Eines dieser prachtvollen Gebäude ist die Henkelsche Villa, die sich der Remmo-Clan vor zwölf Jahren mit Geldern aus seinen kriminellen Geschäften gekauft hatte. Dort lebten unter anderem die Männer, die die riesige Goldmünze aus dem Bode-Museum stahlen und spektakulär ins Grüne Gewölbe in Dresden eingebrochen waren. 

In der Silvesternacht verprügelte ein Clan-Mitglied auf der Straße Alt-Buckow vor der Villa eine Polizistin, die mit ihrem Einsatzfahrzeug ein Kind der Großfamilie angefahren hatte, weil es wohl plötzlich auf die Fahrbahn gerannt war. Um die Villa machte man als Buckower lieber einen großen Bogen, wenn man nicht eine Abreibung riskieren wollte, weil man aus Sicht eines der Bewohner vielleicht etwas komisch geguckt hatte.

Nachdem gerichtlich feststand, daß die Remmos die Villa, die unter Einheimischen wegen eines sich dort vor anderthalb Jahrhunderten eingemietet habenden Jägers auch als „Jagdzeugerhaus“ bekannt ist, an den Bezirk Neukölln abtreten müssen, dauerte es Jahre, bis sie nun endlich auszogen. Doch was wird nun aus dem beschlagnahmten historischen Haus, das wegen des unrechtmäßigen Erwerbs mit Geldern aus Verbrechen beschlagnahmt und dem Bezirk Neukölln übertragen worden war?

Nischt jenauet weeß man nicht, wie der Berliner sagt. Es könne sein, daß der Bezirk daraus eine Asylbewerberunterkunft mache, spekulierte Bezirksbürgermeister Mike Hikel (SPD). Dies sei aber eher „unwahrscheinlich“. Die CDU forderte schon vor drei Jahren, die Villa für die Familien-, Kinder- oder Jugendförderung zu nutzen. Die künftige Verwendung stehe immer noch nicht fest, der Bezirk strebe aber eine soziale Nutzung an, heißt es nun. Trotz all der Jahre, in der Neukölln das Gebäude unbedingt haben wollte und Gerichte es dem Bezirk zugesprochen hatten, machte sich bei den verantwortlichen Politikern offenbar niemand konkrete Gedanken darüber, was man damit anfangen will. Nun ist es halt da. 

Als Ausrede für die fehlende Planung muß jetzt zunächst der „desolate Zustand“ herhalten, in dem die Remmos die Villa vergangene Woche zurückließen. Sie rissen die Fußböden heraus, türmten Sperrmüll auf und benahmen sich wohl auch sonst wie Mietnomaden. Ein letzter Gruß an den neuen Eigentümer. Der möchte nun erst einmal den Sanierungsbedarf prüfen. Und wer Behörden kennt, weiß, das kann dauern. Und dann muß noch geklärt werden, wer die Behebung der Schäden bezahlt. Ein nächster Rechtsstreit mit den Remmos steht wohl an. Die haben aber angeblich ein weibliches Familienmitglied als Hauptmieterin eingetragen, das offiziell von Bürgergeld lebt. Ein beliebter Trick bei Großfamilien aus dem Nahen Osten.

Nach dem Gutachten über die Reparaturmaßnahmen solle über die Weiternutzung der Immobilie entschieden werden, heißt es aus dem Bezirk. Bis dahin könnte die 1867 vom Bauerngutsbesitzer Carl Henkel-Buckow erbaute Villa vor sich hingammeln. Oder es ziehen Hausbesetzer ein.