© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/24 / 22. März 2024

Zeitschriftenkritik: Katholische Bildung
Orientiert am christlichen Menschenbild
Werner Olles

Die im 125. Jahrgang sechsmal jährlich erscheinende Zeitschrift Katholische Bildung ist das Verbandsorgan des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen e.V. (VkdL), einem traditionsreichen Berufsverband für Pädagoginnen aller Bildungsbereiche und Fachrichtungen. 1885 gegründet, orientierte er sich von Beginn an am christlichen Menschenbild sowie an der unverkürzten Glaubens- und Sittenlehre der römisch-katholischen Kirche.

In den beiden aktuellen Heften stechen besonders das Porträt von Joachim Ringelnatz anläßlich seines 140. Geburtstages „Ich bin etwas schief ins Leben gebaut“ (Rainer Werner) sowie der Beitrag „Lehren und Lernen nach der Schrift ‘De Magistro’ von Augustinus“ (Elisabeth Reil) hervor. Ringelnatz – mit bürgerlichem Namen Hans Bötticher – schlüpfte nach seiner „Leidenszeit Schule“ früh in die schriftstellerischen Fußstapfen seines Vaters Georg Bötticher. Im Alter von 18 Jahren fährt er als Matrose zur See, doch der brutale Alltag an Bord stößt ihn ab; 1905 wird er als Bootsmannsmaat ausgemustert. Eine Fabriklehre bricht er ab und geht als Bänkelsänger auf Trebe. Mit 26 Jahren bekommt er im Künstlerlokal „Simpl“ in Schwabing ein Engagement als Hausdichter. Zeitlebens ein tiefgläubiger Mensch, der diese Aufrichtung bei den Abstürzen in seinem turbulenten Leben bitter nötig hatte, kritisierte der Lyriker die Verfremdung des ästhetisch Schönen durch die moderne Technik und fand schließlich in der Malerei die innere Ruhe, die er in seinem unruhigen Vagantenleben nicht gefunden hatte. Seine Prosawerke, Kinderbücher, Novellen und Seemannserinnerungen sind anders als seine schwarzhumorigen, sanft melancholischen und wunderbar altmodisch-poetischen Gedichte leider in Vergessenheit geraten.

In Augustinus Werk lernen wir einen gelehrten Geist kennen, der auch zu tagesaktuellen politischen Fragen Fundiertes zu sagen wußte. Er war christlicher Philosoph, Theologe, Seelsorger, Bischof, Platoniker, der in seiner Schrift „De Magistro“ mit seinem verstorbenen unehelichen Sohn ein dialektisch-sokratisches Gespräch führte. In seinen „Confessiones“ beschreibt er, daß das Konkubinat im Römischen Reich einen Rechtsstatus hatte, dessen Praxis auch den Christen erlaubt war, wenn beide Partner wie in einer monogamen Ehe lebten und ihre Kinder christlich erzogen. Auch Augustin erlaubte es später, und aus den „Confessiones“ geht hervor, daß er seine Konkubine wahrhaftig geliebt und 15 Jahre mit ihr zusammengelebt hatte – bis seine Mutter für ihn zur wirtschaftlichen Absicherung eine reiche Braut ins Auge gefaßt hatte. Seine Gefährtin kehrte nach Afrika zurück, ließ sich sogar früher taufen als er und stellte sich in den Dienst der Kirche.

Kontakt: Verein katholischer deutscher Lehrerinnen e.V., Hedwig-Dransfeld-Platz 4, 45113 Essen. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo 60 Euro.

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