Im süßen Kampf um Gerechtigkeit unterstützen den sächsischen Imker Rico Heinzig nicht nur seine Bienen. Rund 1.700 Unterstützer folgten einem Spendenaufruf des 48jährigen, damit er die Prozeßkosten im juristischen Honigstreit mit ZDF-Lästermaul Jan Böhmermann stemmen kann. Bisher sammelte Heinzig bereits mehr als 50.000 Euro ein. Somit hat er sein Spendenziel, das dem Streitwert von 20.000 Euro entspricht, in weniger als einer Woche deutlich übertroffen. „Ich bin sprachlos“, schrieb der Imker dazu auf dem Portal „gofundme“. Ihm hätten „viele geschrieben, es sei endlich an der Zeit, daß auch Böhmermann Grenzen aufgezeigt bekommt“, sagte er dem MDR.
Den Stich ins Bienennest wagte Böhmermann im vergangenen November mit seiner Satiresendung „ZDF Magazin Royale“. Darin zog er den unwissenden Imker durch den Kakao – als Beispiel für „Startup“-Firmen, die Patenschaften für Bienenvölker an Unternehmen verkaufen, damit diese ihre Nachhaltigkeitsbilanz aufpolieren können. Daß er dadurch „entweder kalkuliert oder mindestens billigend in Kauf nahm, daß meine Existenz zerstört wird“, interessiere den Satiriker offenbar wenig, so Heinzig.
Der 48jährige Sachse nutzte aber die ungewollte Aufmerksamkeit, um zurückzustechen. In einem Dresdner Lebensmittelmarkt präsentierte der tüchtige Geschäftsmann 150 Gläser Honig, auf denen er mit Böhmermanns Namen, Bild und Zitaten aus der Sendung warb; der empfehle als „führender Bienen- und Käferexperte“ das Produkt.
Doch das schmeckte dem Satiriker gar nicht. Trotz der bis dato erst acht verkauften Gläser „Beewashing-Honey“ klagte der Moderator wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Und verlor in erster Instanz (JF 4/24). Die Richterin des Dresdner Zivilgerichts erklärte, der beklagte Imker habe „ein geeignetes Mittel“ gefunden, um sich auf satirische Weise mit der Situation auseinanderzusetzen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gelte auch für jene, die Böhmermann ins Rampenlicht zerrt. Mit Gegenreaktionen müsse der Fernsehunterhalter leben. Doch damit will sich der ZDF-Mann – von den Pflichtbeitragszahlern für seine Sendungen mit einer jährlichen sechsstelligen Summe alimentiert – nicht zufriedengeben. Statt die 15.000 Euro Gerichtskosten zu zahlen und, wie Imker Heinzig es nannte, zu akzeptieren, „daß auch mal die Kleinen mit satirischen Mitteln gegen eine große Struktur gewinnen können“, ging Böhmermann in Berufung.
Während der Sender betonte, er sei an dem Rechtsstreit „in keiner Weise“ beteiligt, vermutet der Imker eine Zermürbungstaktik: „Mit der Berufung verdoppeln sich meine Auslagen, und eine Kostenerstattung rückt in weite Ferne“, sagte er der FAZ. Durch die breite Spendenbereitschaft ist er nun doch in der Lage, sich gegen die Berufung Böhmermanns zu wehren. Sollte Heinzig den Prozeß gewinnen, versprach er, „das überschüssige Geld an ein Umwelt-, Nachhaltigkeits- oder Naturprojekt zu spenden“. In die nächste Runde geht der Honig-Streit am 21. Mai vor dem Oberlandesgericht. Wie heißt es so bestechend: „Lege dich niemals mit einem Imker an. Er hat Tausende Freunde, die dich verfolgen können.“