© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/24 / 22. März 2024

Insolvenzen fürs Klima
Habeck und Co. jubeln: Deutschlands Wirtschaft befindet sich im Niedergang
Holger Douglas

Kaiser Nero soll der Sage nach gejubelt haben, als er im Jahre 64 nach Christus Rom brennen sah. Bewiesen ist das zwar nicht, aber das Bild paßt mittlerweile zum Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, genauso wie zu seinen grünen Claqueuren beim Anblick einer zertrümmerten deutschen Wirtschaft. Die jubeln schamlos, während immer mehr Bürger um ihre Existenz bangen.

Gerade stellte der Vizekanzler unbekümmert die neuesten Ergebnisse seiner „CO2-Politik“ vor: „Das Rote mußte runter“, verkündete er in Kindersprache in einem „Tagesschau“-Bericht und hielt eine Grafik in die Luft, auf der drei Balken mit geringer werdenden CO2-Ausstößen zu sehen waren. Titel: „Deutschland kann Klimaziel für 2030 Prognose zufolge erreichen.“ Dem ZDF war das sogar eine Eilmeldung wert. Habeck verkaufte sie als „Resultat politischer Arbeit“. „Wenn wir Kurs halten, erreichen wir unsere Klimaziele 2030“, so die grünen Durchhalteparolen.

„Das Rote muß runter.“ Die Absurdität wird immer größer. Das Umweltbundesamt lieferte als Grundlage eine Präsentation von „kumulierten Jahresemissionsmengen bis 2030“. Das Amt  griff mit Begriffen wie „Zielübererfüllung“ in die Wortkiste des ehemaligen realexistierenden DDR-Sozialismus. 

„Gründe sind der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien, ein Rückgang der fossilen Energieerzeugung und eine gesunkene Energienachfrage bei Wirtschaft und Verbrauchern.“ Insgesamt seien 2023 in Deutschland 674 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt worden – 76 Millionen Tonnen oder zehn Prozent weniger als im Vorjahr, jubelt das Umweltbundesamt. „Dies ist der stärkste Rückgang seit 1990.“ 

Allerdings rückt Ifo-Präsident Clemens Fuest die Tatsachen zurecht: Das sei durch einen Rückgang in der energieintensiven Industrie zustande gekommen. Das sinkende „Rote“ steht demnach stellvertretend für Wirtschaftsunternehmen, die reihenweise dichtmachen. In der Realität außerhalb des Ministeriums wird die Liste des Horrors immer länger. Der Automobilzulieferer Webasto beispielsweise will mindestens 1.600 Arbeitsplätze streichen. Im hessischen Battenberg meldet das Gießereiunternehmen Hasenclever mit 840 Mitarbeitern sich insolvent. Es hat internationale Autokonzerne beliefert. Bei VW in Zwickau stehen bis zu 2.200 Arbeitsplätze auf der Streichliste. Haushaltsgerätehersteller Miele reduziert Stellen und Schichten am Stammsitz in Gütersloh. Die Reifenhersteller Michelin und Goodyear machen Werke dicht. Beim Autozulieferer ZF in Friedrichshafen sollen bis 2030 bis zu 18.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen. Bosch, Deutsche Bank, auch in der Gastronomie hat die Welle gerade erst begonnen, so die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Ob auch alle Beschäftigten wissen, wem sie ihr Glück zu verdanken haben?

Die Grünen jubeln: Deutschland verbraucht immer weniger Kohle. Der Grund: Fabriken, die viel Energie benötigen, schalten ab und werden andernorts wiedererrichtet. Um 60 Milliarden Kilowattstunden ist die Nachfrage nach Strom eingebrochen. Viermal soviel übrigens, wie die sogenannten Erneuerbaren zugelegt haben. Im Klartext: Die Energieversorgung wird immer wackliger. Netzbetreiber dürfen ihre Strommengen reduzieren, wenn sie auf Volllast gehende Wärmepumpen und Elektroautos nicht mehr bedienen können.

Die Deindustrialisierung Deutschlands legt an Tempo zu. Die Arbeitsproduktivität sinkt von 72 Prozent auf 55 Prozent, die Offenheit für ausländische Investoren sinkt von 50 Prozent im Jahre 2021 auf 34 Prozent im Jahre 2023. Ein dramatisch schneller Abfall – am Rande des Schlachtfeldes sitzen Katrin Göring-Eckardt, Habeck und all die anderen Grünen: „Das ist eine gute Nachricht! Das macht Hoffnung. Und ist Auftrag, konsequent mehr zu tun“, so Göring-Eckardt. 

Eine kleine, gut verdienende grüne Blase feiert vom lauschigen Balkon die Abendsonne über einer rostenden Volkswirtschaft. Dies alles im Namen eines Hirngespinstes, daß Deutschland mit weniger CO2-Ausstoß das Klima der Erde retten könne. Je weniger die Ampel-Regierung auf die Reihe bekommt, desto lauter schürt sie Panik.

Dem Rezept will sich auch Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht verschließen. „Wir“ müßten komplett aus Kohle, Gas und Erdöl aussteigen, bevor es zu spät sei, hatte er bereits vor einiger Zeit in einem Buch geschrieben, jetzt twittert er: „Beunruhigende Studie zum AMOC System, Kreislauf zwischen warmem und kälterem Meerwasser von Süden nach Norden“. Laut einer „Studie“ aus den Niederlanden könnte das Meeresstromsystem „umkippen“ und daraufhin Europa kälter werden – gleich um gewaltige 30 Grad. Bisher drohten die Klimamodelle mit Erwärmung. Vielleicht ist es gesünder, sämtliche Rechner mit windigen Klimamodellen abzuschalten? 

Aber: Der Staat macht ja laut Habeck keine Fehler. Zu befürchten ist, daß der das auch glaubt. Jetzt erzählt der von der Wirklichkeit umzingelte Klimaminister, daß er die Gasnetze weitgehend stillegen will. Millionen Menschen soll danach der Gasanschluß abgeklemmt werden, denn es stünden weder Erdgas, Wasserstoff noch Methangas als Alternativen in ausreichender Menge zur Verfügung. Aufgrund angeblicher Klimaneutralität soll im Laufe der nächsten 20 Jahre eine halbe Million Kilometer teuer errichteter Gasleitungen stillgelegt werden und flugs Fernwärme und vor allem Wärmepumpen installiert werden. Solche Pläne hatten noch der unselige ehemalige Staatssekretär Graichen und sein Clan in die Welt gesetzt.

Immer utopischer werden die Ziele: Bis zum Jahre 2045 sollen die sogenannten fossilen Energieträger verbannt sein. Doch wurden 2022 noch rund 92 Prozent aller Wohnungen mit Öl oder Gas beheizt.

Die gute Nachricht: In zwanzig Jahren sitzt keiner der derzeitigen Akteure mehr auf seinem Posten. Spätestens dann sollte die grüne Götterdämmerung beginnen. Allerdings ist der Schaden bereits jetzt immens, den sie angerichtet haben. Und Aufbau dauert im Gegensatz zum schnellen Abriß lange.