© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/24 / 22. März 2024

Wilders wirft das Handtuch
Unwürdiges Politschauspiel
Curd-Torsten Weick

Vor einem halben Jahr machte sich der Ex-Christdemokrat Pieter Omtzigt, der durch das Aufdecken der „Kinderzuschlagsaffäre“ das Kabinett Rutte III zu Fall gebracht hatte, auf den Weg, die Niederlande zu einen. Die Polderpolitik, das einvernehmliche Miteinander von Politikern und Bevölkerung, sollte angesichts von Masseneinwanderung, Wohnungsnot und Ausverkauf der Bauern neuen Schwung bekommen. Durch Umfragen sah er sich im August 2023 bestätigt. Sein NSC belegte mit 20 Prozent Platz eins. Doch wenige Monate später ist das Land gespaltener denn je.

Nicht Omtzigt, sondern der Rechte Geert Wilders gewann die Wahl. Noch am Wahlabend erklärte Omtzigt nach anfänglicher Distanzierung, das Ergebnis erfordere, daß „Politiker über ihren Schatten springen“ müßten. Alles leere Worte. Statt an einer von vielen Niederländern erwünschten Rechtsregierung zu feilen, feilschten Omtzigt, die liberal-konservative VVD und die Bauernbewegung um ihr Verhältnis zu Wilders – knapp vier Monate lang. Wer bewegte sich nicht? Neben der VVD vor allem der Ex-Christdemokrat.

Die Quittung folgte auf dem Fuß: Omtzigts NSC dümpelt bei sieben, der VVD bei elf Prozent. Wilders, für den im August zehn Prozent stimmen wollten, kann dagegen seinen Anteil mehr als verdreifachen und verzichtete angesichts des „undemokratischen“ Verhaltens auf das Amt des Premiers. Das Miteinander von Politik und Bevölkerung hat einen neuen Tiefstand erreicht.