© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/24 / 15. März 2024

Kabinenklatsch
Sportplätze als Kampfarenen
Ronald Berthold

Wer einfach nur Fußball im Verein spielen möchte, fühlt sich gerade in Großstädten oft nicht mehr sicher. Ein Foul, ein ungeschickter Zweikampf können zu Gewaltausbrüchen beim Gegner führen. „Unsere Sportplätze sind doch keine Kampfarena!“ sagt jetzt der Chef des Bremer Fußballverbandes, Patrick von Haacke. In der Hansestadt führten Bedrohungen, Beleidigungen und Messerattacken am vergangenen Wochenende dazu, daß alle Spiele aufwärts der D-Jugend abgesagt wurden. Anders wußte man sich nicht mehr zu helfen.

Schlechte Verlierer gab es immer schon. Aber was sich in den vergangenen Jahren auf den Fußballplätzen im Jugend- und Amateurbereich – nicht nur in Bremen – tut, hat mit normalem Sport wenig zu tun. Gerade beim Fußball gehört Körperkontakt dazu, doch wer traut sich noch, robust in den Zweikampf zu gehen, wenn Anhänger der anderen Mannschaft auf den Platz rennen, um Rache zu nehmen? Da sind das Leben und die Gesundheit wichtiger als der Sieg. Wenn dieses Klima der Angst um sich greift, gilt nicht mehr die sportlich bessere Leistung, sondern das Recht des Aggressiveren. Schiedsrichtern sind oft die Hände gebunden, weil sie bei einer Roten Karte oder einem Elfmeter auch die Brutalität der betroffenen Mannschaft fürchten müssen. Nicht wenige werden auf dem Platz oder auf dem Nachhauseweg zusammengeschlagen.

Natürlich hängt all das mit der Veränderung der Bevölkerungsstruktur zusammen. Und natürlich betont von Haacke, daß Übeltäter auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Doch jeder, der in seiner Freizeit Fußball spielt, weiß, wie es wirklich ist. Die Frage ist, was der abgesagte Spieltag in Bremen bringt. Wie geht es danach weiter?