Viel ist darüber gerätselt worden, warum kürzlich erstmals mehr Zuschauer zu den Spielen der Zweiten Liga als zu denen der Bundesliga kamen. Mich hat es fast gewundert, daß es so lange dauerte. Denn mit Schalke (Zuschauerschnitt: 61.395), HSV (55.628), Hertha (46.403) und Kaiserslautern (43.512) herrschen die Klubs dort über ein riesiges Potential. Aber das wollte ich nicht erzählen. Denn auch in der Regionalliga, der Vierten Spielklasse, tut sich Bemerkenswertes.
Alemannia Aachen mobilisiert ebenfalls die Massen. Der Traditionsverein, der stotternd in die Saison startete und nun Tabellenführer im Westen ist, wird von den Anhängern überrannt. Zuletzt kamen mehr als 20.000 auf den Tivoli. Mittlerweile beträgt der Schnitt 16.267. Damit würden die Schwarz-Gelben in der 3. Liga gleichauf mit Rot-Weiss Essen auf Platz drei liegen. Und nimmt man den Zuspruch in der Zweiten Liga als Maßstab, befände sich Alemannia noch vor Aufstiegskandidat Holstein Kiel auf Rang 13. Sollten die Nordlichter hochgehen, würde dies den Zuschauerschnitt im Oberhaus womöglich weiter senken.
Denn inzwischen spielen dort viele Vereine aus kleineren Städten, die nur relativ wenige Fans anlocken oder in ihren Stadien unterbringen können: Wolfsburg, Hoffenheim, Darmstadt und Heidenheim, der 1. FC Union und selbst Spitzenreiter Leverkusen senken den Schnitt. Dies erklärt auch, daß die Zweite Liga nicht so viel weniger Zuschauer hat. All das zeigt: In Fußballfans, so jung sie sein mögen, schlägt ein konservativ-romantisches Herz. Die Liebe zum Verein kennt keine Liga. Selbst ein Klub wie Alemannia, der nun elf Jahre viertklassig spielt, bleibt ein Magnet.