© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/24 / 08 März 2024

Frisch gepresst

Stefan Zweig. Kurt Tucholsky, Karl Kraus oder Thomas Mann waren fest davon überzeugt, daß der um 1930 meistgelesene und meistübersetzte deutsche Schriftsteller, Stefan Zweig (1881–1942), seine Muttersprache nur unzureichend beherrschte. Die Erinnerung an diese vielleicht nicht unberechtigten, sich seit 1933 aber perfide radikalisierenden Angriffe auf den ins Exil gedrängten jüdischen Großbürger trug nach 1945 wesentlich dazu bei, die Novellen, Essays und Biographien des Auflagenmillionärs zwar nicht vom Buchmarkt zu verdrängen, doch sie mit dem Stigma der Unterhaltungsliteratur zu behaften. Dieses weichte erst in den 1970ern dank des trefflichen Lobs von Jean Améry langsam auf, man könne aus den „Sternstunden der Menschheit“ (1927) oder aus dem Porträt von Napoleons wandlungsfähigem Polizeiminister Joseph Fouché (1929) „Geschmack an Geschichte gewinnen“. Ein Urteil, das gerade in heutigen Zeiten des verdampfenden historischen Bewußtseins Bestand hat, wie die darauf antwortende Stefan-Zweig-Renaissance der letzten Jahre anzeigt. Um diese hat sich Oliver Matuschek mit seinen aus dem üppigen Nachlaß schöpfenden Publikationen zu „Stefan Zweigs Bibliotheken“ (2018) und der Edition des 900seitigen Briefwechsels mit dessen Verleger Anton Kippenberg (2022) genauso verdient gemacht, wie mit seiner jetzt vorgelegten Bildbiographie. (wm)

Oliver Matuschek: Ein Leben in Bildern. Das Stefan Zweig Album. Benevento Verlag, Salzburg-Wien 2023, gebunden, 253 Seiten, Abbildungen, 30 Euro


Bauern. Veränderungen in der Landwirtschaft sind kein aktuelles Phänomen. Allen voran die „grüne Revolution“ der 1960er Jahre hatte verheerende Folgen für den Berufsstand und die Umwelt. Kleine Bauern, die sich von den Möglichkeiten der Moderne verlocken ließen, wurden nach dem Prinzip „wachse oder weiche“ von Großbetrieben verdrängt. Die technologischen Möglichkeiten und der Drang nach Monokultur erwiesen sich als Fallen mit globalen Konsequenzen. Diese verschärfte eine auf kurzfristige Vorteile ausgelegte Politik, darunter milliardenschwere Subventionen für die Agrarriesen. Das Endergebnis: Eine jahrtausendealte Tradition soll wegrationalisiert werden. So zeichnet Bartholomäus Grill das Bild der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert. Verstärkt durch seine Familiengeschichte und  Stimmen von Betroffenen weltweit ruft der langjährige Afrika-Reporter zum Umdenken auf. Er fordert eine Politik, die vorrangig einen schonenden Umgang mit Ressourcen fördert, statt sich nur auf Produktivität und Expansion zu fokussieren – und mehr Teilhabe von Personen, die sich dem traditionellen Bauerntum verantworten. (kuk)

Bartholomäus Grill: Bauernsterben. Wie die globale Agrarindustrie unsere Lebensgrundlagen zerstört. Siedler Verlag, München 2023, gebunden, 240 Seiten, 24 Euro