Eine gewaltige Stimme im katholischen Leben ist in dieser Welt verstummt.“ Mit diesen Worten begann der damalige Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Franz Schmidberger, seine Trauerrede auf Pfarrer Hans Milch nach dessen Ermordung am 8. August 1987 in seiner Wiesbadener Wohnung. Tatsächlich war Milch nicht irgendein Pfarrer, sein Leben war das eines geistig-geistlichen Rebellen, eines Priesters, der dem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in die Kirche eingebrochenen revolutionären Modernismus mit all seinen Kräften widerstand. Das angebliche Ziel des Zweiten Vatikanum, die Kirche aus ihrem „Ghetto“ zu befreien, endete in der Anpassung an den liberalen Zeitgeist, denn es ging den Modernisten und Revolutionären darum, alles Erhabene und Überlieferte zu entsakralisieren.
Am 17. März 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie in Wiesbaden geboren, besuchte Hans Milch das humanistische Gymnasium und wurde 1942 zur Wehrmacht eingezogen. In amerikanischer Gefangenschaft lernte er einen katholischen Priester kennen und konvertierte nach intensiven Gesprächen 1946 zur Katholischen Kirche. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main wurde er 1953 im Limburger Dom zum Priester geweiht. Er wirkte zunächst als Kaplan unter anderem im Frankfurter Kaiserdom, bis er 1962 als Pfarrer von St. Martinus in Hattersheim eingeführt wurde.
Der Auflösung katholischer Traditionen entgegenwirken
Ende der sechziger Jahre engagierte Milch sich in der „Bewegung für Papst und Kirche“, 1972 gründete er die Kampf- und Sühnegemeinschaft „actio spes unica“ (Aktion Einzige Hoffnung). Beide Gruppierungen verurteilten die Reformexzesse und mühten sich, der Auflösung katholischer Traditionen entgegenzuwirken. Milch geißelte auf großen Glaubenskundgebungen den Modernismus. Seine scharfe Kritik führte letztlich zur Suspendierung durch den Limburger Bischof Wilhelm Kempf im Oktober 1979. Nachdem er während der Hl. Messe die Suspendierung verkündete, verließ die Hälfte der Gläubigen St. Martinus, um zusammen mit ihrem Pfarrer die Gründung der Kapelle St. Athanasius in Hattersheim zu beschließen, die Erzbischof Lefebvre im Oktober 1982 weihte, und die seitdem von der Priesterbruderschaft St. Pius X. betreut wird.
Am 8. August 1987 wurde Pfarrer Johannes Philipp Milch von dem psychisch kranken Luigi Zito, den er seelsorgerisch betreut hatte, auf grausame Weise ermordet, indem der Täter ihm einen Holzpfahl in die Brust rammte und ihn mit zahlreichen Messerstichen tötete. An seiner Beisetzung nahmen über 1.000 Gläubige teil. Zum hundertsten Geburtstag dieses unbeugsamen Pfarrers findet am 17. März 2024 in der Hattersheimer Stadthalle eine Glaubenskundgebung der „actio spes unica“ statt.