Walter Benjamin, Celan und Hölderlin“, sagt der Komponist, Dirigent und Intendant Peter Ruzicka (*1949), „gehören zu den Personen, die mein Weltbild mitbestimmt und geprägt haben.“ Auf seine Opern „Celan“ (2000) und „Hölderlin“ (2008) ließ Ruzicka ein Musiktheater in sieben Stationen „Benjamin“ (2016) folgen. Als „Substrat“ der Oper entworfen, will er in der „Benjamin Symphonie“ den rhetorischen Bogen der Oper in verknappter Form aufgehoben wissen.
Mehr Großkantate denn Symphonie, finden sich hierin biographische Stationen wieder, als Kreuzweg inszeniert, Anklänge an Benjamins Denken durch die Nebelbrille der Frankfurter Schule. Magisch angezogen von Benjamins Leben und Leiden, fremd dessen dialektischer Geschichtsphilosophie, hebt der Sammler Ruzicka einiges Schwemmgut der Musikgeschichte auf, begutachtet und gibt es von neuem zur Anhörung: melancholische Melodien der Streicher, dräuend akkordisch untersetzt, erweckende Orchesterschläge, hastende Läufe auf kurzen Noten, verfremdete Zitate – eine Musik, die vielerlei Geschichtsgewalten und -gestalten bemänteln könnte, absehbarer und abgenutzter klingt, als sie doch ist. Unter dem Dirigat des Komponisten spielt das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt, singen Heldenbariton (Thomas E. Bauer) und Koloratursopran (Lini Gong) als Benjamin und Asja Lācis, und der Kinderchor der Oper Frankfurt intoniert das Lied vom Bucklicht Männlein.
Ruzickas Trauerengeln weht kein Sturm vom Paradiese her, sie halten ihre Flügel fest geschlossen.
Peter Ruzicka: Benjamin Symphonie & Elegie Hänssler Classic 2024 www.hänsslerprofil.de, www.peter-ruzicka.de