Noch immer versammeln sich die selbserklärten Wächter der „Demonstranz“. Erfreulicherweise verliert sich das Häufchen fast, hat es sich doch im Vergleich zum letzten Mal halbiert. Schätzungsweise dreimal soviel Besucher hatte dagegen der jüngste Halberstädter Theaterabend mit Uwe Steimle. Der postulierte: „Der Kampf gegen Rechts – das ist nichts anderes als der Kampf gegen das eigene Volk.“
Da sich die Unverbesserlichen wieder auf dem Holzmarkt versammeln, läge es eigentlich auf der Hand, daß sie sich auf dem Holzweg befinden – bilden sie doch selbst eine AfD: Allianz für Diffamierung; für die Dämonisierung der wahren Demokraten, die sich der dekretierten Alternativlosigkeit erwehren. Unter den Rednerinnen ist eine Feministin des Vereins Lilith. Sie erzählt, im Vorfeld gefragt worden zu sein, ob sie auf einer Demo gegen die AfD auftrete. „Nein“, so ihre Erklärung, sie trete „für Demokratie und für Menschlichkeit“ auf. Sofort brandet Applaus auf. Dabei ist sie – mit Lenin gesprochen, nach dem die halbe Wahrheit schlimmer sei als die Lüge – ein Paradebeispiel für Desinformation und Unmenschlichkeit. Denn sogleich diskreditiert sie die AfD, ohne die Partei zu erwähnen, mit Unterstellungen und Zuspitzungen – nach der perfiden Methode des Correctiv-„Meinungskartells“. Explizit fordert sie schließlich das ungeingeschränkte Recht auf Abtreibung. Als ich danach mit der Poliziei spreche, erfahre ich, diese habe nach der letzten Veranstaltung von sich aus, offenbar als Offiizialdelikt, eine Strafanzeige gegen den Antifa-Rapper Yu (Yunus Can) gestellt wegen dessen „liede(h)rlicher“ Mordphantasien. Der gedankenlose Aufruf zum jederzeitigen Kindsmord, der gerade eben verkündet wurde, bleibt augenscheinlich folgenlos. Es werden – da bin ich mir gewiß – Zeiten kommen, da ein solcher Auftritt außerhalb jeder Vorstellung sein wird.
Alexander Kluges kluge Reflexionen in Bild
und Film nötigen dem Besucher Zeit ab.
Wenige Schritte weiter, auf dem Domberg, findet sich mit dem Gleimhaus das Museum der deutschen Aufklärung, dessen Direktorin Mitveranstalterin des hiesigen Correctiv-Stücks ist. Noch wenige Tage zuvor eröffnete sie die Vernissage Alexander Kluges zu dessen 92. Geburtstag. Die Schau „Enlightenment (= Aufklärung). Eine Ausstellung für meine Heimatstadt“ (bis 20. Mai) experimentiert mit der kreativen Zeugenschaft der Künstlichen Intelligenz (KI). Kluges kluge Reflexionen in Bild und Film nötigen dem Besucher echte Zeit ab – was für die hier installierte, KI-gestützte Konjunktiv-Kammer unabdingbar ist, sind es doch allesamt fabelhafte Konstellationen, die ohne die Idee der Zeitreise nicht entstehen könnten. Zu den „unerhörten“ Momenten in der Mission der Aufklärung gehört dabei auch die Führung Kluges durch seine eigene Ausstellung, der neben Politikern Pressevertreter aus ganz Deutschland beiwohnen. Dabei geißelt Kluge beiläufig die moralisierende Cancel-Culture-Praxis der „Wokeness“, die nichts mit dem Projekt der Aufklärung gemein habe. Kein Medium, weder Print, Radio oder Fernsehen, erwähnt danach diese Wortmeldung Kluges – bis jetzt.