Auf beeindruckende, wenn auch nicht so gemeinte Weise bestätigt die zu Jahresbeginn entfesselte Pressekampagne über die angebliche Potsdamer „Geheimkonferenz“ Susannah Ellis’ „gemäßigte Entwarnung“ bezüglich des Medienvertrauens der Bundesbürger. Denn immer noch glaubten erfreuliche 80 Millionen Menschen, die von den GEZ-Sendern und der etablierten „Qualitätspresse“ von Spiegel, Zeit, FAZ & Co. jährlich erreicht werden, sie erhielten eine „grundsätzlich sorgfältig recherchierte, geprüfte und ausgewogene Berichterstattung“. Nur im unerschütterlichen Vertrauen darauf war die vom Medienhaus „Correctiv“ initiierte größte Desinformationskampagne in der Geschichte der Berliner Republik überhaupt möglich. Ellis, Referentin in der Abteilung Leitung und Kommunikation im Bundesfinanzministerium, deren Essay zur „Falschinformation als Bedrohung für die Demokratie“ nur Wochen zuvor in den WZB-Mitteilungen (182/2023) erschien, meint aber nicht „demokratische Regierungen“, wenn sie über „Fake News und aufwiegelnde Informationen“ im Netz räsoniert. Sondern, wie sie unterstellt, exklusiv von Rußland ausgehende Manipulationen der öffentlichen Meinung, wie sie den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 oder den britischen Brexit entschieden hätten. Ähnliche Tests auf seine Stabilität würde das politische System der Bundesrepublik heute dank seiner „guten Presse“ bestehen, wie jüngste, „gemäßigte Entwarnung“ gebende Umfragen belegten. Denn der „trust nexus“, der die enge Verzahnung zwischen Medienvertrauen und politischem Vertrauen indiziere, weise dort nicht auf Demokratie gefährdende „Krisensymptome“ hin. (ob)
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