Am 13. MĂ€rz 1940 löste die Nachricht vom tags zuvor in Moskau geschlossenen Frieden, der den sowjetisch-finnischen Winterkrieg beendete, ĂŒberall im Land der tausend Seen âblankes Entsetzenâ aus, sogar Trauerbeflaggung wurde angeordnet. TatsĂ€chlich hatten die finnischen StreitkrĂ€fte die Invasion des Landes durch die weit ĂŒberlegene Rote Armee nach dreimonatigem Kampf verhindert. Immerhin blieb nur die staatliche UnabhĂ€ngigkeit gewahrt, wĂ€hrend das Land in seiner territorialen Ausdehnung auf die Grenzziehung des Friedens von Nystad zurĂŒckfiel, mit dem 1721 der GroĂe Nordische Krieg endete. Besonders traumatisierend wirkte sich auf das kollektive BewuĂtsein aus, daĂ finnische Truppen sĂ€mtliche nun abzutretenden Gebiete, vor allem weite Teile Kareliens, gehalten hatten. Gleichwohl erfĂŒllt der als Niederlage empfundene Winterkrieg fĂŒr den Historiker Michael Jonas (Bundeswehr-UniversitĂ€t Hamburg) bis heute die Funktion eines kollektiven Heldenepos (Osteuropa, 3-4/2023), wenn auch die Forschung am militĂ€rischen Mythos vom âGeist des Winterkriegesâ erhebliche Korrekturen angebracht hat. Denn letztlich triumphierte nicht die legendĂ€re Kampfkraft des finnischen Soldaten, sondern die LernfĂ€higkeit der Sowjets, die ihre operative KriegfĂŒhrung Ă€nderten, so daĂ David gegen Goliath verlor. (ob)
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