© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/24 / 01. März 2024

Filmkritik
Im Dschungel fehlt eine Stadt
Donogoo Tonka
Von Werner Olles

Das junge Pariser Pärchen Josette (Anny Ondra) und Pierre Lamendin (Viktor Staal) leidet unter chronischem Geldmangel, da beide arbeitslos sind.Der mutlos gewordene Pierre will sich gar in die Seine stürzen, als plötzlich ein Fremder auftaucht und ihn von seinem Selbstmord zurückhält. Miguel Rufisque (Paul Bildt) scheint zwar ein Wirrkopf zu sein, bietet sich aber an, ihnen zu helfen. Er macht sie mit einem älteren Herrn namens Trouhadec (Heinz Salfner) bekannt, einem Professor für Geographie. Die arglose Josette folgt ihm in seine Wohnung, wenig später erscheint auch der eifersüchtige Pierre. Ein gewisser Monsieur Broudier (Oskar Sima) trägt dem Pärchen auf, Trouhadec an Donogoo Tonka zu erinnern, was diesen sichtlich deprimiert. 

In einem seiner Bücher über Südamerika hatte er über die sagenumwobene Dschungelstadt Donogoo Tonka berichtet, mußte jedoch später feststellen, daß er einem Lügenmärchen des notorischen Betrügers Broudier zum Opfer gefallen war. In Wahrheit existiert dieser Ort überhaupt nicht, und so bietet die hilfsbereite Josette dem alten Professor an, kurzerhand die fehlende Stadt zu gründen. Noch ahnen aber Josette und Pierre nicht, daß sie damit am Beginn eines spannenden Abenteuers stehen, denn die Mär von der angeblichen Stadt ruft zahlreiche Glücksritter, geldgierige Spekulanten wie den Bankier Margajat (Aribert Wäscher) und Goldsucher auf den Plan …

Rudolf Schünzels turbulente Komödie „Donogoo Tonka“ (Deutschland 1936) entstand in den Ufa-Ateliers in Neubabelsberg, die Außenaufnahmen des versierten Kameramannes Friedl Behn-Grund in Paris. Die Premiere fand im Berliner Gloria-Palast vor einem begeisterten Publikum und wohlwollenden Kritikern statt. Schünzel gelang eine köstliche Satire mit skurrilen Einfällen und brillant pointierten Dialogen, die mit lockerer Hand flott inszeniert eine ebenso spannende wie heiter-vergnügliche Geschichte erzählt. Die schmissige Musik Werner Eisbrenners war der quirligen Anny Ondra auf den Leib geschrieben, und auch die übrigen Schauspieler, allen voran der sympathische Viktor Staal, ließen ihrer munteren Spiellaune freien Lauf. Bis in die kleinsten Nebenrollen mit bekannten Darstellern besetzt, darunter Rudolf Platte und der legendäre Film-Nosferatu Max Schreck in seiner letzten Rolle, präsentiert Schünzel ein nicht nur filmhistorisch sehenswertes Lustpiel, das auch heute noch bestens unterhält.

VD: Donogoo Tonka. Pidax Filmklassiker 2024, Laufzeit 99 Minuten