© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/24 / 23. Februar 2024

Kabinenklatsch
Erfolgreicher Stadienprotest
Ronald Berthold

Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, daß der Protest der Ultras in den Stadien irgend etwas bringt. Aber die permanenten Spielunterbrechungen durch Tennisball- und Schokoladentaler-Würfe zermürben inzwischen alle Beteiligten so sehr, daß die Entscheidung für einen DFL-Investor nun doch ins Wanken kommen könnte. Auch mich nerven diese Aktionen gewaltig. Aber mich nervt auch die immer weiter schreitende Kommerzialisierung des Fußballs. „So kann es nicht weitergehen“, hieß es nun am vergangenen Wochenende von den Verantwortlichen auf fast allen Plätzen.

Passend dazu kommt der Antrag des 1. FC Köln, über den Einstieg eines Global Players neu abzustimmen. Denn es gibt allen Grund, die erste, denkbar knapp zustande gekommene Entscheidung zu kippen. Gegen das ausdrückliche Votum seines Vereins Hannover 96 hatte der Geschäftsführer der klubeigenen Management-GmbH, Martin Kind, für den Investor gestimmt. Dies scheint nun klar, nachdem sich die zwölf Vereine offenbart haben, die den Antrag abgelehnt oder sich enthalten haben. Die Niedersachsen gehören nicht dazu. Kind hat eigenmächtig gegen die Vereinsinteressen gehandelt und dem Investor illegal die nötige Zweidrittelmehrheit verschafft. Dieser Makel muß beseitigt werden. Wird er es nicht, dann werden wir weiter mehr Tennis- als Fußbälle sehen. Und nicht nur die meisten Zuschauer, sondern auch Spieler und Funktionäre wollen, daß das aufhört. Es wäre das erste Mal, daß Widerstandsaktionen aus der Kurve erfolgreich sind. Und das könnte auf die Gesellschaft ausstrahlen. Auch nicht an Fußball interessierte Bauern sollten derzeit mal in die Stadien schauen – dauerhafter Protest kann erfolgreich sein.