Neues von Isegrim: Der Wolf ist in Deutschland nicht mehr gefährdet. Sein „günstiger Erhaltungszustand“ nach den Kriterien der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU ist mehr als erfüllt. Durch eine genetische Vernetzung zwischen den europäischen Beständen und mehr als 3.000 Individuen bis zum Sommer 2024 allein in Deutschland bleibt Lupus auf der Erfolgsstraße. Gab es 2022 noch „nur“ 162 Rudel zwischen Rhein und Oder, waren es im vergangenen Jahr bereits 184. Hinzu kommen standorttreue Paare und Einzelgänger.
Das sorgt für massiven Ärger: „Die Belastungsgrenze der Weidetierhalter ist erreicht, die negativen Folgen der Ausbreitung des Wolfes in Deutschland sind allein mit Herdenschutzmaßnahmen nicht mehr beherrschbar“, warnt Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Nun sei es endlich Zeit, wie in anderen EU-Ländern, aktiv in die Bestände einzugreifen, verlangt Helmut Dammann-Tamke, Präsident des des Deutschen Jagdverbandes (DJV).
Beispiel Schweden: Dort wurden voriges Jahr 75 Wölfe erlegt, um den Bestand auf die „kleinste überlebensfähige Population“ von 300 Tieren zu begrenzen. Beispiel Polen: Hier unterlagen Wölfe von 1975 bis 1996 dem Jagdrecht, das aber eine Hegeverpflichtung beinhaltete. Nach der vollständigen Unterschutzstellung durch die EU 1998 wurden nicht nur die Bestände (etwa 2.500 Tiere aktuell) zahlreicher, sondern auch die Angriffe auf Menschen. Allein 2022 wurden in Polen 68 Wolfsattacken auf Personen dokumentiert.
Wölfe sind keine Naturboten, sondern Kulturfolger. Internationale Studien zeigen, daß sie menschliche Infrastruktur nicht meiden. Die Nähe von Häusern bietet keinen Schutz für Weidetiere. Doch in Deutschland werden immer mehr Wolfsgebiete ausgewiesen, innerhalb derer Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune mit Steuergeldern gefördert werden. Allein im schwarz-grünen NRW sind das bereits 4.000 Quadratkilometer.
Zudem scheint die Populationsdichte auch für den Wolf selbst negative Folgen zu haben. Aus Brandenburg werden immer wieder Fälle von starkem Räudebefall gemeldet und mit Bildern dokumentiert. Die Krankheit wird als „natürlicher Regulationsprozeß“ angesehen. Allerdings ist der tödliche Parasitenbefall mit starken Qualen verbunden. Der DJV argumentiert deshalb, würde der Wolf dem Jagdrecht unterliegen, dürften leidende Tiere erlöst werden. Das Versprechen der Politik, schnellere Abschußgenehmigungen zu erteilen und bürokratische Auflagen dafür zu lockern, funktioniert in der Praxis nicht reibungslos: Die Entnahme der „Problemwölfin“ Gloria wurde mehrfach von Verwaltungsgerichten genehmigt und von Folgeinstanzen wieder kassiert. Währenddessen fallen der Wölfin weitere Weidetiere zum Opfer.
Auch ein anderer Räuber, dessen sichtbarer Siegeszug zunächst von Tierliebhabern begrüßt wurde, sorgt zunehmend für Ärger und Kopfzerbrechen: Der Waschbär macht sich in Stadt und Land breit. Das hat wachsenden negativen Einfluß auf andere Arten. Amphibien, Reptilien und Bodenbrüter werden durch den niedlichen Prädator in ihren regionalen Populationen und Fortpflanzungserfolgen beeinträchtigt. Wo es sich um verinselte oder gefährdete Arten handelt, ist der maskierte Räuber eine echte Gefahr für die heimische Fauna. Sein Beutespektrum reicht von bodenbrütenden Vögeln wie Kiebitz oder Weihen bis hin zu Graureihern, von Fledermäusen bis zu Bachmuscheln und Flußkrebsen. Vor allem Amphibien sind Leidtragende: So sind in einigen Naturschutzgebieten in kurzer Zeit die Populationen von Erdkröten durch Waschbären dramatisch eingebrochen.
Mitte der 1990er überschritt die jährliche Jagdstrecke erstmals die Marke von 5.000 Waschbären. Im Jagdjahr 2021/22 waren es über 200.000 – eine Zuwachsrate von 4.000 Prozent in 25 Jahren. Konventionelle Jagdstrategien kommen dagegen nicht an, es sind neue Lösungen gefragt. Dazu zählen Manschetten für Brutbäume, waschbärsichere Nistkästen für Höhlenbrüter oder das Einzäunen von Laichgewässern. Auch ohne konsequente Fallenjagd ist ein effektives Management nicht möglich. Das wird allerdings nicht einfach. Eine neue Verhaltensstudie von 2019 konnte nachweisen, daß Waschbären sehr gut darin sind, neue Problemlösungsstrategien zu finden und anzuwenden. Ihre Neugier und Innovationsfähigkeit sollen sich sogar auf dem Niveau von Primaten bewegen.
www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen
Verein zum Schutz des Waschbären: hauptsache-waschbaer.de