© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/24 / 23. Februar 2024

Blick in die Medien
Wehe dem, der ausschert
Gil Barkei

Die ohnehin schon im Gleichschritt marschierenden etablierten Medien rücken noch enger zusammen. Am Donnerstag vergangener Woche haben Zeit, Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Wirtschaftswoche mit einer jeweiligen Doppelseite eine neue Kampagne gegen Rechtsextremismus gestartet. Unter dem Motto „#Zusammenland – Vielfalt macht uns stark“ wollen die Zeitungen gemeinsam mit rund 500 Unternehmen, Stiftungen und Verbänden „ein Zeichen“ setzen. Es sei ein Bekenntnis zu „Freiheit, Vielfalt und einer Willkommenskultur“, heißt es in einer Mitteilung der Zeit, die die Kampagne mit initiiert hat.

Daß Nius das Plagiatsgutachten im Fall Föderl-Schmid zahlte, förderte die Antipathi. 

Wie es Medien ergehen kann, die beim festen Schließen der Reihen ausscheren, ist gleichzeitig bei Nius zu beobachten. Das vom ehemaligen Bild-Chef Julian Reichelt mitaufgebaute Portal steht nämlich laut T-Online im Visier der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), um zu prüfen, „ob die journalistischen Sorgfaltspflichten eingehalten wurden“. Auslöser seien insgesamt sechs eingegangene Beschwerden. In der Tat hatte sich Nius einen Schnitzer geleistet und dem ARD-„Kontraste“-Redaktionsleiter Georg Heil vorgeworfen, Informationen vom Bruder des Arbeitsministers Hubertus Heil (SPD) erhalten zu haben. Anscheinend zu unrecht, denn Georg Heil mahnte Nius ab, das den Artikel löschte; wohl auch weil TV-Formate verwechselt und Anfragen gar nicht verschickt wurden. Boulevardmann Reichelt dürfte mit derartigen Vorwürfen Erfahrung haben, hagelte es bei Bild schließlich öfter  Rügen des Presserats, doch für Nius ist nun die Landesmedienanstalt zuständig. 

Kommt deren zeitlich zufällig perfekt passender Einsatz jetzt allein wegen journalistischer Verfehlungen? Seit Monaten steht Nius in der Kritik. Extremismusforscher Markus Linden sprach vergangene Woche im Deutschlandfunk von einer „gewissen Radikalisierung“. Daß Nius das Plagiatsgutachten über die Doktorarbeit der sich zurückgezogenen Süddeutschen-Vize Alexandra Föderl-Schmid zahlte, erhöhte die Antipathi spürbar. Nun also deutliches mabb-Gegenfeuer. Immerhin hat Nius-Finanzier Frank Gotthardt im Podcast „Rund ums Eck“ ein baldiges Radio angekündigt, Fernsehen sei „irgendwann auch mal“ möglich. Die Aufpasser sind jedenfalls bereits in Stellung.