Da ist Musike drin: Im einstigen „Volkstheater“ Halberstadt, heute als Harztheater firmierend, betritt ein Volkspolizist, bewaffnet mit Verkehrsstab und Tuba, die Bühne, während vom Klavier eine Variation des Volksliedes „Die Gedanken sind frei“ erklingt, gespielt von dem versierten Jazzpianisten Matthias Hessel. Daraufhin setzt das Tubaspiel von Jörg Wachsmuth ein, einem der weltbesten Tubisten, und der ausverkaufte Saal geht sofort innerlich bewegt über die legendären „sieben Brücken“, als schaute bereits das Schaukelpferd um die Ecke. Dann betritt der neue ostdeutsche Volksheld Uwe Steimle die Bühne, dessen Programm „Mit Geduld und Spucke“ nur der neueste Streich des umtriebigen Kabarettisten und Schauspielers ist, der – seit ihn der Mitteldeutsche Rundfunk zur Persona non grata erklärte – ein nahezu unvorstellbares mediales Paralleluniversum aufgebaut hat. Das läßt mich plötzlich an die Worte des Schauspielers Manfred Krug bei seiner Ausreise denken, als dieser dem Westreporter die Bedeutung Biermanns durchdeklinierte, was dieser alles in Personalunion dargestellt habe, endend mit den Worten: „und er war das dritte Fernsehprogramm der DDR“.
Das Kabarett sei vom Kabinett nicht mehr zu unterscheiden, kalauert
Uwe Steimle.
Der Vergleich hinkt natürlich, nicht zuletzt angesichts des durchtrainierten Protagonisten, einst DDR-Meister im 100-Meter-Staffellauf. Im entsprechenden Tempo prasseln zuweilen die Witze und Kalauer von „Marionetta“ Slomka bis zum „Schlafschlumpf“ Scholz, der zum ersten Mal überhaupt sichtbar geworden sei, als er eine Augenklappe trug. Überhaupt sei das Kabarett vom Kabinett nicht mehr zu unterscheiden. Während Ricarda Lang als „Grünes Gewölbe“ hervortrete, erscheine Annalena Baerbock mit ihren berüchtigten Sprachfehlern „als die erste, der sie ’nen Chip in den Kopf gepflanzt haben“. An das von den Leitmedien verharmlosend, beinahe ehrfurchtsvoll „Lockdown“ genannte Interregnum, das nichts anderes bedeutete als Eingesperrtsein, erinnert Steimle zunächst mit dem „Seuchenheiligen“ („Klabauterbach“) und zitiert darauf die damalige Drohung des sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Kretschmer („Wer sich nicht an die staatlichen Maßnahmen hält, kommt in die Psychiatrie“) und weitere Schlagzeilen wie: „Auch Obdachlose müssen zu Hause bleiben“ und „Der Impfbus hält auch am Friedhof“. Darauf erklärt Steimle, woran ein gefälschter Impfpaß zu erkennen sei: „Wenn der Impfling nach zwei Jahren noch am Leben ist.“ Zu Recht erinnert der Kabarettist daran, daß Lachen „den Kopf öffnet“. Entsprechend kurz wird mit der „Furcht und Elend des Grünen Reiches“ (Bernd Zeller) abgerechnet: „Was ist seltener als ein Sechser im Lotto? Ein gebildeter Grüner.“ Darauf der Vopo: „Was ist der Unterschied zwischen einem Grünen und einem Stau? Ein Stau kann sich bilden.“ So sei gegenüber Robert Habeck der SED-Wirtschaftsminister Günter Mittag geradezu eine Koryphäe gewesen. Als „Die Ampel muß weg!“ deklamiert wird, johlt der Saal. Darauf Steimle: „Wenn der Strom weg ist, fällt auch die Ampel aus.“ Dann gelte wieder wie schon in der DDR, woraufhin das Publikum mit einstimmt: „Rechts vor links!“