Das Flughafengebäude von Montevideo gleicht einer fliegenden Untertasse. Es ist klein und überschaubar wie der Bonsai-Airport einer Bonsai-Hauptstadt, in der inklusive Vororten gerade mal eine gute Million Menschen leben. Diese Bonsai-Metapher hören die Uruguayos nicht gerne, denn sie betrachten sich nicht nur als eine Fußballweltmacht, sondern auch als lateinamerikanisches Musterland mit dem höchsten Lebensstandard weit und breit. Vom besten Steakfleisch und dem besten Wein Südamerikas ganz zu schweigen.
Es war Hauptsaison in Montevideo, und auf der Playa Pocitos tummelten sich die Badegäste. Außer einem Sonnenbrand haben sie nichts zu befürchten, denn Montevideo ist die mit Abstand sicherste Hauptstadt Süd-amerikas. Die Passanten sind ausnehmend freundlich, als hielten sie es dem Besucher zugute, daß er von so weit her in ihre Heimat kommt. Ihr Erscheinungsbild wirkt durch und durch europäisch, abgesehen von der allgegenwärtigen Kalebasse, aus der der Uruguayer seinen Mate-Tee nuckelt.
Jedem ausländischen Touristen, der seine Rechnung per Kreditkarte bezahlt, wird die Steuer erstattet.
In der Altstadt und auf der Straße des 18. Juli erinnern die Plaza Indepedencia und der Palazzo Salvo an die goldenen Jahre der Stadt, als Uruguay am Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen Rindfleischexporten zu den reichsten Ländern der Welt gehörte. Mittlerweile rangiert das Land im weltweiten Wohlstandsranking auf einem respektablen 50. Platz – ganz im Unterschied zum großen Nachbarn Argentinien, mit dem es im letzten Jahrhundert gnadenlos abwärts ging.
Den Wahlsieg von Javier Milei bei den argentinischen Präsidentschaftswahlen hat man in Montevideo aufmerksam beobachtet. Daß es durch ihn in Argentinien endlich besser laufen wird, glauben allerdings nur die wenigsten.
Daß es in Montevideo besser läuft, spürt der Besucher am Preisniveau in den zahlreichen Restaurants der Stadt. Im Mercado del Puerto bruzzelt von morgens bis abends das uruguayische Qualitätsrindfleisch, von dem es heißt, es sei das einzige zertifizierte anabolikafreie Rindfleisch der Welt – und so schmeckt es auch.
Eine angenehme Überraschung erwartete uns, als die Rechnung kam. Um den Tourismus anzukurbeln, wird jedem ausländischen Touristen, der seine Rechnung mit einer Kreditkarte bezahlt, die Steuer automatisch erstattet. Konkret bedeutete dies, daß sich unsere Restaurantrechnungen um etwa 14 Prozent reduzierten.
So blieb noch etwas Geld übrig für eine gute Flasche Tannat, den typischen Rotwein Uruguays, dessen etwas geringerer Alkoholgehalt während des Fleischverzehrs den Konsum beachtlicher Mengen gestattet, ehe man vom Stuhl fällt. Na dann, zum Wohl.