Häme ist zwar keine feine, aber eine zutiefst menschliche Reaktion. Klammheimlich freute man sich schon zu früheren Zeiten eben, wenn der Fastenprediger mit der Hand im Zuckernapf, der Blaukreuzler am Zapfhahn oder der Sittenstrenge im Freudenhaus angetroffen wurde. Eine moderne Form solch Pharisäertums geisterte dieser Tage durch die Gazetten. In Hannover standen einige radikale Klima-Protestler vor Gericht. Der Vorwurf unter anderem: Hausfriedensbruch. Sie hatten die Abgeordnetenversammlung in der niedersächsischen Landeshauptstadt gestört, die Wände mit Sprühkreide verunziert und so einen Schaden von rund 9.500 Euro verursacht. Einer der Beteiligten aus der „Letzten Generation“ fehlte jedoch auf der Anklagebank: der 54jährige Hendrik Fauer. Schriftlich hatte er die Richterin über den Grund seiner eigenmächtigen Abwesenheit in Kenntnis gesetzt. Er befinde sich im bereits vor längerer Zeit gebuchten Urlaub und sei auf einem Kreuzfahrtschiff Richtung Norwegen unterwegs, berichtete die Bild-Zeitung. Angetrieben werde die „MS Color Fantasy“ von Dieselmotoren mit 42.000 PS, weiß das Blatt – eine ziemlich fossile und nicht gerade kohlendioxidneutrale Fortbewegung. Die Deutsche Umwelthilfe hat ja auch gerade den Kreuzfahrtanbieter TUI Cruises verklagt, weil der „realitätsfern“ vollmundig einen „dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb“ bis 2050 verspreche. Der nun bekannt gewordene Trip übers Meer erinnert an zwei andere Klebstoff-Aktivisten, die im vergangenen Jahr einen Gerichtstermin wegen eines Bali-Urlaubs schwänzten. Nur Fliegen ist schöner als Schwimmen. Fauers Verfahren in Hannover wurde gegen eine Geldauflage in Höhe von 300 Euro eingestellt. Bei künftiger Ebbe in der Urlaubskasse heißt es dann statt „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“ eher „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ …