An Karneval kommen zwei ur-deutsche Kernkompetenzen zusammen: Trinken und Schimpfen auf die Obrigkeit. Und gerade der Sachse ist historisch bekannt für sein rebellisches Gemüt. Von Widukinds Kampf gegen die Christianisierung durch die Franken bis zu den Leipziger Montagsdemonstrationen. Obwohl die heutigen Sachsen nicht von Widukind abstammen, pflegt das beschauliche Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz die Tradition der Renitenz. Am vergangenen Samstag ziehen rund 400 Karnevalisten durch den Ort. Auf Schildern ist von „Negerküssen“ die Rede. Andere Teilnehmer tragen schwarze Perücken und schwarze Farbe im Gesicht und präsentieren sich als „lange Schlange aus der Savanne“. Nicht nur steuerfinanzierte Stiftungen sind empört. „Lustig? Nein: purer Rassismus!“, schrieb etwa die Bild-Zeitung.
Dabei sind die Bad Schandauer bereits Wiederholungstäter. Im Vorjahr ließen sie, in Anlehnung an die damalige Debatte um „Winnetou“ und kulturell unsensible Kostüme, kurzerhand einen Mann in einem Regenbogen-Anzug symbolisch pfählen und erklärten den stolzen Indianerhäuptling Winnetou zum Asylbewerber aufgrund ausufernder Politischer Korrektheit. In einem Land, in dem die Massen gegen die Opposition demonstrieren, geht der Sachse mal wieder einen Sonderweg; die Empörungswelle 2025 ist bereits vorprogrammiert. Nicht, daß den Sachsen das je gestört hätte.