Sie ist wieder da. Zum Glück. Schon während der Zeit ihres Verschwindens entbrannten auf „X“ wilde Theorien um Alexandra Föderl-Schmid. Umgehend wurde über einen möglichen Suizid spekuliert, in den die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung durch die „Hexenjagd“ der „rechtsextremen“ Medien getrieben worden sei.
Denn im Dezember hatte der Branchendienst „Medieninsider“ gezeigt, daß sie in zahlreichen Artikeln passagenweise abgeschrieben hatte. Im Auftrag des Nachrichtenportals „Nius“ prüfte dann ein Plagiatsjäger die Doktorarbeit der Journalistin und konstatierte Anfang Februar einen „schwerwiegenden Plagiatsverdacht“. Obwohl die SZ-Chefetage die Plagiatsvorwürfe intern als „mieses kleines Verleumdungsstück“ wertete, vermeldete sie den vorläufigen Rückzug ihrer Vize-Chefin. Ob auf eigenen Wunsch, kann hinterfragt werden, denn kurz darauf verschwand Föderl-Schmid.
Die Vorgänge um die SZ-Vize-Chefin sind ein Lehrstück über Kampagnenjournalismus und Presseethos.
Die Spekulationen beendete das nicht: War Föderl-Schmids Verschwinden Resultat eines Suizidversuchs, ausgelöst durch eine „rechte Hetzkampagne“? Immerhin, so berichteten Medien, sei ein Abschiedsbrief gefunden worden. Oder handelte es sich um ein dramatisch inszeniertes Ablenkungsmanöver? Unterstützung erhält Föderl-Schmid aus ihrem Heimatland Österreich: Im Falter spricht Barbara Tóth – die den Plagiatsvorwurf dementiert – von einer durch „Nius“ angeführten „Treibjagd“. Der Standard erkennt sogar einen „Vernichtungswillen“ gegen den „liberalen Journalismus“. Allerdings: Mitte Dezember hatte die SZ selbst Plagiatsvorwürfe gegen AfD-Chefin Alice Weidel erhoben und war damit gescheitert. Selbstredend handelte es sich dabei nicht um ein „Verleumdungsstück“, sondern – wie bereits im Fall Aiwanger – um Qualitätsjournalismus im „Kampf gegen Rechts“.
Die Vorgänge um Föderl-Schmid sind ein Lehrstück über Kampagnenjournalismus und Presseethos. Darin zeigt die SZ eindrücklich: Wenn die eigene investigative Recherche als Qualitätsjournalismus erklärt wird, die der anderen aber als Verleumdungskampagne, ist das ein klarer Fall von orwellschem Doppeldenk. Der mediale Kulturkampf zwischen links und rechts schadet der Meinungsbildung.