Das Klavierduo Sophie und Vincent Neeb erspielen sich und dem Hörer „Monologe für zwei Klaviere“ von Bernd Alois Zimmermann (1918–1970), einem der wichtigen westdeutschen Komponisten der zweiten Jahrhunderthälfte. Und wie sie das tun!
Drei Stücke, die Zimmermann in Beziehung zu seinen 1965 uraufgeführten „Monologen“ gesetzt hatte, leiten zu diesen hin: Debussys letztes Orchesterwerk, das Poème dansé „Jeux“ in einem Arrangement von Johannes X. Schachtner, der Kopfsatz von Mozarts Klavierkonzert C-Dur KV 467 in eigenem Arrangement sowie Schachtners „Bach.Choral.Exerzitien“, die Bachs Choralvorspiele als Materialgrundlage haben.
So vorbereitet, geradezu lehrhaft vorbereitet, lassen die Neebs den Hörer auf die „Monologe“ treffen und die auf ihn – damit sich ein Déjà-rêvé einstelle, das Gefühl, daß ein Ereignis den Traum von dem Ereignis verwirklichte. Im Zusammenspiel müssen die monologisierenden Spieler jeder für sich bleiben, jedoch die Darstellung ihres Monologisierens in perfektem Zusammenspiel erreichen. Gemeinsam mit den Percussionisten Christian Benning und Patrick Stapleton führen die Neebs den Dialog der Monologe über die Zeiten, hochartifiziell, hochpolitisch. Wie in Zimmermanns „Monologen“ Debussy und Mozart und Bach aufgehoben sind, so scheint Zimmermanns „pluralistische Kompositionstechnik“ in Debussys magischem und Mozarts spielerischem Leuchten und Bachs Überkreuzung musikalischer Vertikaler und Horizontaler längst vorgeträumt. Mit einmal Hören ist es hier nicht getan!
Déjà-rêvé. Dialogues across time audite 2024