© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/24 / 16. Februar 2024

Niedergang der Berlinale unter dem Diktat von Gender und Diversität
Politische Interventionen
(ob)

Für den Filmkritiker Rüdiger Suchsland steckt die in dieser Woche eröffnete Berlinale in einer „tiefen Krise“. Der Rückzug des gescheiterten Direktorenduos Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian und deren Ersetzung nach 2024 durch die wegen ihrer Verdienste um die Inklusion der schwul-lesbischen Filmszene gerühmten US-Amerikanerin Tricia Tuttle sei nur ein Symptom dieser chronischen Krise. Denn seit 20 Jahren leide die Berlinale an einer Vielzahl struktureller Probleme, unter denen ein aufgeblähtes, konturloses und ästhetisch unbefriedigendes Programm mit bis zu 400 Filmen pro Festival herausragt, das Berlin sukzessive einen internationalem Ansehensverlust bescherte. Wesentlich beschleunigt habe sich der Abwärtstrend durch politische Interventionen der seit 2021 amtierenden grünen Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Während die weltweit bedeutendsten Filmfestivals in Cannes und Venedig befreit von direkter politischer Einflußnahme seien, habe sich unter der mit einer „gewissen Maßlosigkeit“ agierenden Roth, die insoweit die Strategie ihrer Vorgängerin Monika Grütters (CDU) noch radikalisierte, eine Filmpolitik etabliert, der es nicht primär um Kunst, sondern um „Teilhabe möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen“ am Festival gehe. Die Programmgestaltung orientiere sich immer weniger an künstlerischer Qualität und folge kunstfremden identitätspolitischen Kriterien wie Geschlecht und Hautfarbe. Filme würden nicht als Kunstwerke beurteilt, sondern danach, ob sie gendersensibel und divers genug sind. Es sei daher höchste Zeit, die Berlinale dem Diktat der Politik zu entziehen und zurückzufinden zu „reiner ästhetischer Qualität“ (Cicero, 2/2024). 


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