© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/24 / 16. Februar 2024

Landgewinne für die digitale demokratische Teilhabe
Zwei-Wege-Kommunikation
(dg)

Schon in den 1990ern, als das Internet noch weitgehend Zukunftsmusik war, wurde diskutiert, ob digitale Dienste ein Gewinn für demokratische Teilhabe sein könnten. Dabei konkurrierten die Position der Neutralisten, für die sich die Vor- und Nachteile der interaktiven politischen Netzkommunikation die Waage hielten, mit denen der Optimisten, die davon einschneidende Verbesserungen der demokratischen Willensbildung erwarteten, und der Pessimisten, die vor einer Flut von Unsachlichkeit, Irrationalität und verfassungsfeindlichen Inhalten warnten. In der Bewertung durch den Berliner Politologen Olaf Winkel, der diese Prognosen nach dreißig Jahren einem Realitätstest unterzieht (vorgänge, 241/2023), scheint der von Pessimisten avisierte Zerfall politischer Öffentlichkeit gegen jede Form virtueller Demokratie, nicht zuletzt gegen leicht zu manipulierende elektronische Wahlen zu sprechen. Andererseits dürfen sich Netzoptimisten dadurch bestätigt fühlen, daß „alternative Medien“  und Social-Media-Dienste die von GEZ-Sendern  dominierte Einweg- durch eine Zwei-Weg-Kommunikation abgelöst haben. So seien neue Möglichkeiten der Artikulation politischer Meinungen eröffnet worden, die zumindest in niederschwellige Partizipation wie etwa in Online-Petitionen münden könnten. Die Aussichten von Politik und Massenmedien, den Diskurs der „Zivilgesellschaft“  allgemeinverbindlich zu interpretieren, hätten sich jedenfalls deutlich verschlechtert. Doch dürfte sich das Blatt wieder zu Lasten der digitalen Demokratie wenden, wenn Quantencomputer und Künstliche Intelligenz in bisher für Menschen reservierte Funktionsbereiche des Weltnetzes vordringen. 


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