© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/24 / 09. Februar 2024

Meldungen

Peptid-Inhalation im Kampf gegen die Herzinsuffizienz

BERLIN. Wissenschaftler um Alessio Alogna (Herzzentrum der Charité) und Daniele Catalucci (IRGB/Mailand) haben in einer Studie erstmals Daten über einen Peptid-Transport mittels einer Nano-in-Mikro-Technologie (LungToHeartNiM) von der Lunge zum Herzen geliefert (JACC Vol.83 1/24). Normalerweise fließe Kalzium (Ca) in die Herzmuskelzellen über spezifische L-Typ-Ca-Kanäle, die vom Cytoplasma zur Zellmembran der Herzmuskelzellen transportiert werden. Das sorge dafür, daß das Herz ausreichend schlägt. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist dies gestört. In ihrer Studie untersuchten die Forscher die Verträglichkeit und Wirksamkeit eines inhalierbaren Medikaments, das den gestörten Ca-Transport beeinflussen soll. „Wir haben einen innovativen und nicht-invasiven Ansatz zur Verabreichung eines therapeutischen Peptids direkt an den Herzmuskelzellen des erkrankten Herzens demonstriert“, erläuterte Alogna. „Unser Ansatz vereinfacht nicht nur den Behandlungsprozeß, sondern reduziert auch die Beschwerden und mögliche Nebenwirkungen.“ Ein Erfolg könnte auch den Bedarf an Spenderherzen verringern, weil die Medikation eine Hauptursache der Herzschwäche bekämpft. (fis)

 doi.org/10.1016/j.jacc.2023.10.029





UBA: „Wir müssen unsere Städte ruhiger machen“

DESSAU. Im März 1974 ist das erste Bundes-Immissionsschutzgesetz in Kraft getreten. Doch immer noch ist Dauerlärm laut Umweltbundesamt (UBA) weiterhin eine Belastung für Körper und Psyche von vielen Bürgern. „Es besteht ein erheblicher Handlungsbedarf auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene, um das Erkrankungsrisiko der Bevölkerung durch Lärm deutlich zu verringern. Wir müssen unsere Städte ruhiger machen“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner vorige Woche auf der Fachtagung „50 Jahre UBA – 50 Jahre Schutz vor Lärm“. Laut der bundesweiten UBA-Lärmkartierung seien 16 Millionen Menschen durch den Straßenverkehr einem Geräuschpegel von über 55 Dezibel ausgesetzt. Durch den Schienenverkehr gebe es 3,6 Millionen und durch den Luftverkehr 800.000 Lärm-Betroffene. Eine deutliche Minderung lasse sich nur durch eine Instrumentenkombination erreichen: von der Fahrzeug- und Anlagentechnik über das Steuerrecht bis hin zur Verkehrs- und Stadtplanung. (fis)

 umweltbundesamt.de





Projekt für Luchsansiedlung im Thüringer Wald beginnt

ERFURT. Luchse gibt es bislang im Harz sowie im Bayerischen und im Pfälzerwald. Ein Projekt, an dem Umweltvereine, der Staatsforst, die Uni Göttingen und der Landesjagdverband beteiligt sind, will die größte Raubkatze Europas nun auch im Thüringer Wald ansiedeln. Dazu sollen bis 2027 etwa 20 Luchse (Lynx lynx) aus Rumänien zunächst in Gehegen ausgesetzt und langsam ans Leben im neuen Wildrevier gewöhnt werden. „Für den Menschen geht vom Luchs keine Gefahr aus“, betonen die Initiatoren. „Dennoch sollte man den Luchs, wie jedes andere Wildtier auch, respektieren und ihm den nötigen Freiraum geben.“ Zudem komme es auch selten vor, daß ein Hund von einem Luchs verletzt wird. (fis)

 luchs-thueringen.de





Erkenntnis 

„Die Katalyse ist ein Molekül entfernt von Magie: Man nimmt eine kleine Menge einer Substanz und kann damit riesige Mengen eines anderen Materials herstellen. Ammoniak zum Beispiel, woraus man Dünger macht. 180 Millionen Tonnen werden jährlich im Haber-Bosch-Verfahren hergestellt. Ohne die Katalyse gäbe es wahrscheinlich nicht acht Milliarden Menschen, sondern nur vier Milliarden. Das Haber-Bosch-Verfahren ist Kulturwissen wie Beethovens fünfte Symphonie, aber es wird nicht in gleicher Weise in der Schule gelehrt.“

Benjamin List, deutscher Chemie-Nobelpreisträger von 2021 und seit 2005 Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung