© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/24 / 09. Februar 2024

Umwelt
Adebar ist wieder da
Ludger Bisping

Seit Jahrhunderten verkörpert der Weißstorch bäuerliche Idylle. Der Großvogel gilt als Frühlingsbote und Kinderbringer. Doch sein Lebensraum fiel im 20. Jahrhundert der Intensivlandwirtschaft zum Opfer. 1991 existierten in ganz NRW noch drei Brutpaare – 2022 waren es über 700 Paare mit 1.200 ausgeflogenen Jungvögeln. Das ist Naturschutzmaßnahmen zu verdanken: Feuchtwiesen und Gewässerauen wurden renaturiert und als Schutzräume ausgewiesen. Inzwischen wurde Adebar auf der Roten Liste wieder als „ungefährdet“ eingestuft. Doch die Rückkehr der Störche hat noch einen anderen Grund: Die Zugvögel nutzen traditionell eine West- und eine Ostroute in ihre Winterquartiere in Afrika. Die Störche in Westdeutschland verzichten nun aber auf den gefährlichen Flug über Gibraltar und die Sahara, sondern landen bereits in Spanien.

Naturschützer in Nordrhein-Westfalen warnen vereinzelt bereits vor einer Überpopulation.

Dadurch überleben mehr Störche und sie kommen früher in die Brutgebiete zurück. So können sie im Gegensatz zu ihren Verwandten auf der Ostroute eher mit dem Nestbau und Brutgeschäft beginnen, was einen Vorteil hinsichtlich des Bruterfolges bietet. Und: Die Störche scheinen Menschen in Europa nicht als gefährlich wahrzunehmen. Ihre Fluchtdistanz ist hier wesentlich geringer als in den afrikanischen Winterquartieren. Der Erfolg der Weststörche ist derart beeindruckend, daß Naturschützer in NRW vereinzelt bereits vor einer Überpopulation warnen. Eine negative Auswirkung auf Niederwild oder Bodenbrüter konnte jedoch nicht festgestellt werden. Störche nehmen übrigens künstliche Nisthilfen („Storchenmasten“) sehr gut an. Wer einen Storchenhorst auf seinem Grundstück aufstellen will, sollte sich aber nach den baurechtlichen Bestimmungen erkundigen. Storchenhorste unter zehn Metern Höhe sind zumindest in NRW genehmigungsfrei.