© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/24 / 09. Februar 2024

Die USA und das Athener Obristenregime im Bann der Truman-Doktrin
Washingtoner Versagen
(dg)

Als im April 1967 in Griechenland das Militär putschte und sich das Regime der „Obristen“ unter Georgios Papadopoulos etablierte, empörte sich der US-Botschafter in Athen über diese von Washington geduldete „Vergewaltigung der Demokratie“. Der örtliche CIA-Chef kommentierte nüchterner: Eine Hure könne man nicht vergewaltigen. Denn Griechenland habe seit 1918 unter wechselnden Staatsformen nicht weniger als acht Putsche und Revolutionen erlebt. Für den Zeithistoriker Antonis Liakos (Universität Athen) dokumentiert die scheinheilige wie die realistische Reaktion beider US-Statthalter in Athen nur das Versagen Washingtoner Politik im Zeichen der seit 1947 geltenden Truman-Doktrin. Bei jeder internationalen Krise habe man im Weißen Haus nur gefragt: Wie kann man die Sowjets daran hindern, davon zu profitieren? Andere regionale Probleme, wie sie etwa aus der Junta-Herrschaft entsprangen, ignorierte man daher (Lettre International, 142/2023). Folglich war das Duo Richard Nixon/Henry Kissinger im Sommer 1974 unfähig, den Putsch der Obristen auf Zypern und die türkische Invasion der Insel zu stoppen. Mit der Folge, daß die USA ihr Vertrauen bei den griechischen Eliten verspielten, die sich nach dem Sturz der Obristen 1974 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in Brüssel zuwandten. 


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