© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/24 / 09. Februar 2024

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Streit um Maulwurf-Suche bei der „Süddeutschen“ 

MÜNCHEN. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hat Vorwürfe zurückgewiesen, Telefonanschlüsse und Mail-Postfächer der Redaktion seien auf Geheiß der Chefetage gezielt ausgeforscht worden. Lediglich habe es im Einvernehmen mit dem Betriebsrat eine „automatisierte Überprüfung“ des Datenverkehrs zwischen den IP-Adressen der Redaktion und des Branchendienstes Medieninsider gegeben, hieß es in einer Stellungnahme von Chefredaktion, Redaktionsausschuß und Betriebsrat, die von einem „Angriff auf das Redaktionsgeheimnis“ sprachen. Der Medieninsider hatte zuvor berichtet, daß die SZ ihre Redakteure auf der Suche nach einem Maulwurf durchleuchtet. Hintergrund sei die Berichterstattung des Magazins über interne Reaktionen zu den Plagiatsvorwürfen gegen die stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Die SZ-Chefetage suche nun nach der Medieninsider-Quelle innerhalb der eigenen Reaktion. Die Plagiatsvorwürfe fußen auf einer Recherche des Magazins. In einigen Artikeln soll die 53jährige Föderl-Schmid aus anderen Quellen ohne Kenntlichmachung abgeschrieben haben, so unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). In einem Fall habe sie den Text des Jüdischen Museums in Berlin wortgleich übernommen. Nach dem Bekanntwerden der Auffälligkeiten in den Artikeln von Föderl-Schmid war SZ-intern von einer rechten Verleumdungskampagne die Rede. Es sei ein „mieses kleines Verleumdungsstück“, zitierte Medieninsider aus einer Redaktionskonferenz. Während einer Vollversammlung vergangene Woche Dienstag mit mehr als 100 Redakteuren sprach die Chefredakteurin Judith Wittwer von einem „Vertrauensbruch“. Ihr Co-Chef Wolfgang Krach ging so weit, die gesamte Redaktion unter Verdacht zu stellen. Wiederholt soll der Begriff „Maulwurf“ gefallen sein, dabei sei auch ein Maulwurfrudel nicht ausgeschlossen worden. Zuvor sollen die Festnetztelefone, Netzwerke, E-Mails sowie vereinzelte Audio- und Videodateien der Redakteure durch die SZ ausgewertet worden sein. Langjährige Redaktionsmitglieder kritisierten das Vorgehen in der Versammlung. Thema sei auch das Arbeitsklima gewesen. Neben einem verengten Meinungskorridor wurde die unterschiedliche Behandlung von Mitarbeitern bei Fehlern bemängelt. Insgesamt gebe es Kommunikationsprobleme zwischen der Redaktion und Chefredaktion. Gegenüber der Bild betonte die SZ: „E-Mails von Mitarbeitern wurden zu keinem Zeitpunkt eingesehen.“ Die Zeitung werde es aber nicht dulden, wenn der „Schutz der Räume, in denen Journalisten über ihre Arbeit sprechen“, verletzt wird. Es lägen Hinweise vor, die das Abhören bzw. Aufzeichnen der Redaktionskonferenz nahelegten. „Wie bei anderen Unternehmen auch gibt es für diesen Fall bei der SZ Regeln, wie dann vorzugehen ist.“ Man halte sich an eine entsprechende Betriebsvereinbarung. Trotzdem zog sich Föderl-Schmid „vorübergehend“ aus dem operativen Tagesgeschäft zurück.  Auch weil mittlerweile Plagiatsvorwürfe zu ihrer Dissertation im Raum stehen. Kritik an dem SZ-Vorgehen kam zudem von „Reporter ohne Grenzen“. Die Organisation sei alarmiert, in welcher Manier das Blatt den Quellenschutz beiseite schiebe. (sv/gb)





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