Es ist ein Prestigeprojekt von Springer, seit der Medienriese das US-amerikanische Nachrichtenportal Politico 2021 gekauft hat. Vergangenes Jahr angekündigt, soll Politico nun den deutschen Markt erobern. Auf EU-Ebene mit dem „Brüssel Playbook“ längst in vielen Mail-Postfächern etabliert, startet am 19. Februar der tägliche Polit-Newsletter „Berlin Playbook“; mit „Details“, die das „Regierungsviertel bunter machen“. Die Hauptstadtausgabe will laut Springer „exklusive Nachrichten, Insider-Einblicke zu den Machtspielen hinter den Kulissen und eine Prise Humor“ bieten. Politico selbst verspricht: „Wir entschlüsseln für Sie die Vorgänge auf den Schreibtischen der Macht“, und informieren „Sie über das, was am vor Ihnen liegenden Arbeitstag wirklich zählt“. Entscheider und keine normalen Zeitungsleser sind die Adressaten.
Trotzdem ist das Projekt eine Konkurrenz für klassische Medien, aber viel mehr noch für Startups wie Table Media oder The Pioneer, die den Newsletter-Trend bisher gut für sich nutzen konnten. Pikant: Springer ist an The Pioneer und deren beliebten „Briefings“ beteiligt. Der Chefredakteur der deutschen Politico-Unternehmung, Gordon Repinksi, war bis vor kurzem noch Vize-Chefredakteur bei The Pioneer. Von Selbst-Kannibalisierung und massiver interner Kritik am großen Partner im Axel-Springer-Hochhaus ist daher auf vielen Pressefluren die Rede. Pioneer-Gründer und -Herausgeber Gabor Steingart mußte im Herbst notgedrungen auch den Posten des Chefredakteurs übernehmen, weil der bisherige, Michael Bröcker, sich zu Table Media verabschiedete. Die Ellenbogenkämpfe in der recht neuen Newsletter-Branche dürften künftig härter werden – auch wenn Springer gemeinsame „multimediale Formate“ zwischen Pioneer und Politico nicht ausschließt. Doch Politico hat mit seinem internationalen Netzwerk und der englischsprachigen Netzseite politico.eu samt Pro-Angeboten klare Vorteile: „Wir erklären Ihnen, wie in Paris gehadert, in London gespottet, in Brüssel reguliert und in Washington entschieden wird. Was den Kanzler im Élysée erwartet und welche Brüsseler Verordnung Ihren Alltag verändern könnte“, schreibt Repinski an die umworbenen deutschen Leser.