Sie leben seit mehr als 20 Millionen Jahren auf der Erde, haben das schwerste Gehirn im Tierreich und sind heute der größte Beutejäger des Planeten: Pottwale. Sie kommen in allen Weltmeeren vor, werden bis zu 20 Meter lang und 50 Tonnen schwer, ernähren sich hauptsächlich von Tintenfischen. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts galt es als ausgemacht, daß die Tiere stumm sind. Erst 1957 erkannten Wissenschaftler, daß sie Schallwellen erzeugen, die wie Klicks klingen und über 200 Dezibel erreichen – lauter als ein startender Düsenjet. Pottwale orten damit in der Tiefsee ihre Beute. Ob sie sich mit diesen Klicklauten auch untereinander verständigen, also eine eigene Sprache haben, ist Gegenstand eines im vierten Jahr bestehenden internationalen Forschungsprojekts, der Wal-Übersetzungsinitiative CETI, über das die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift mare (Februar/März) berichtet. Danach wollen die Forscher mit modernster Robotertechnik und maschinellem Lernen herausfinden, was die Meeressäuger kommunizieren und ob wir uns mit ihnen unterhalten können. Im Idealfall soll es Künstlicher Intelligenz gelingen, die Sprache der Pottwale, so es eine ist, für Menschen zu übersetzen.
Wie KI überhaupt der Meeresforschung dienlich sein kann, beschreibt ein ausführlicher Text des Biologen Tim Schröder. „Muster in Bruchteilen von Sekunden erkennen zu können, das ist, wenn es um den Schutz des Meeres geht, die derzeit wichtigste Eigenschaft der KI“, so der Wissenschaftsautor aus Oldenburg. Sie etabliere sich derzeit als „unentbehrliches Werkzeug, um den Zustand der Meereslebensräume schneller und besser einzuschätzen“.
Ein weiterer Beitrag in dem Heft erzählt die Geschichte von Laskarina Bouboulina, der griechischen Freiheitskämpferin. Geboren 1771 im Kerker von Konstantinopel, mit 40 Jahren selbst siebenfache Mutter – ihre beiden Ehemänner kamen bei Piratenangriffen ums Leben – und durch Erbschaften vermögend, beschloß sie 1811, ebenfalls zur See zu fahren. Sie baute drei Schiffe, darunter die nach dem mythischen König von Mykene benannte Korvette Agamemnon, bestückt mit 18 Kanonen. Zudem wurde sie als einzige Frau Mitglied in dem Geheimbund Filiki Eteria, der den Befreiungskampf gegen das Osmanische Reich plante. Als Kapitänin und Flottenführerin beteiligte sich Bouboulina ab März 1821 an der Griechischen Revolution. Die endgültige Unabhängigkeit ihrer Heimat erlebte sie freilich nicht mehr. 1825 wurde Laskarina Bouboulina bei einer Familienfehde erschossen.
Kulturell lesenswert sind Beiträge über den norwegischen Literaturnobelpreisträger Jon Fosse, die Künstlerin Charlotte Salomon und den US-amerikanischen Unterwasserfilmer John E. Williamson.
Kontakt: mareverlag GmbH & Co. oHG, Sandthorquaihof, Pickhuben 2, 20457 Hamburg. Tel: 040 / 36 98 59-0. Das Einzelheft kostet 13,50 Euro, ein Jahresabo für sechs Ausgaben 67,50 Euro.