© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/24 / 02. Februar 2024

Blick in die Medien
Eine Perle unter Frauen
Boris T. Kaiser

Die Social-Media-Aktivistin Hannah Pearl Davis, besser bekannt als „JustPearlyThings“, hat ein Problem. Ein Problem mit ihren Zeit- und Geschlechtsgenossinnen und der unter ihnen weit verbreiteten Ideologie des progressiven Feminismus. 

Alleine scheint sie damit nicht zu sein. Mit ihrem YouTube-Kanal, auf dem sie vorwiegend über Dating und Beziehungsfragen spricht, hat die 27Jährige innerhalb von zwei Jahren mehr als anderthalb Millionen Abonnenten und über siebenhundertfünfzig Millionen Videoaufrufe generiert.

Davis scheut auch nicht die Auseinandersetzung mit Damen, die nicht ihrer Meinung sind.

Die moderne Frau kommt in den Kommentaren und Interviews ihrer „The Sit-Down Show“ alles andere als gut weg. Ihnen wirft Davis vor, in permanenter Selbsttäuschung zu leben: Mit ihrer „Body Positivity“, die Fettleibigkeit zu einer Tugend erhebt. Mit ihrer Promiskuität, die sie für Männer weniger besonders und damit leichter ersetzbar macht. Und mit ihrem Opfer-Narrativ von der geringeren Wirtschaftskraft der Frauen, obwohl diese laut Davis 80 Prozent der Kaufentscheidungen treffen, weshalb auch sämtliche Unternehmen einschließlich der Medien darauf aus seien, eben vor allem den Frauen zu gefallen. Auch die politische, gesellschaftliche und kulturelle Kontrolle sieht „JustPearlyThings“ eindeutig in der Hand der Frauen. Schließlich hätten sie als Mütter stets die Kontrolle über die nächste Generation. Warum also dieses Gejammer?

Die YouTuberin ist von ihren Ansichten so überzeugt, daß sie auch die direkte Konfrontation mit ihren Gegnern nicht scheut. Zwar lädt sie in ihre Show auch männliche Gesinnungsgenossen ein, wie den umstrittenen antifeministischen Männlichkeits-Trainer Andrew Tate, sie stellt sich aber auch denen, den sie mit ihren Aussagen regelmäßig auf die Füße tritt. So debattierte Davis in einem ihrer Videos über drei Stunden lang mit mehreren Models der Plattform Only Fans, auf der „normale“ junge Frauen freizügige Bilder und Videos von sich und den „direkten Kontakt“ zu sich  gegen eine monatliche Abo-Gebühr anbieten. Die Frage: Machen es solche Netzwerke heute schwieriger oder einfacher in der realen Welt einen Partner zu finden? Am Ende der Diskussion dürften sich viele Zuschauer allerdings die Frage stellen, ob sie das überhaupt noch wollen.