© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/24 / 02. Februar 2024

Junge Menschen wollten zu allen Zeiten weniger arbeiten
Mythos Generation
(ob)

Täglich bekomme er, klagte der Soziologe Martin Schröder (Universität des Saarlandes), Anfragen zum Modethema „Generation Z“. Wollen die um 2000 Geborenen nicht mehr arbeiten? Seien sie weniger leistungsbereit oder bindungsfähig, individualistischer oder gar asozialer als die Eltern- und Großelterngeneration? Medienberichte mit diesem Tenor erinnern Schröder regelmäßig an Horoskope. Denn schon die Annahme, daß es Generationen gibt, sei durch empirische Studien widerlegt. Daß man die Einstellung von Menschen durch ihr Geburtsjahr erklären könne, ist für Schröder nichts als „ein Mythos“: „Internationale Umfrage-Institute lassen Generationsunterscheidungen deshalb mittlerweile fallen.“ Grund: Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Generationen, wenn man sie zur gleichen Zeit befragt. Daher leuchtet der intuitive Eindruck, „junge Menschen wollen heute weniger arbeiten als früher“, nur denen ein, die ausblenden, daß auch junge Menschen des Jahrgangs 1930 oder 1960 schon weniger arbeiten wollten als damals ältere. Und generationsübergreifend halten heute die meisten Menschen in der Konsum- und Freizeitgesellschaft Erwerbsarbeit für weniger sinnstiftend als in der Vergangenheit. Darum sei die objektiv meßbare, im Vergleich zu früheren Jahrzehnten niedrigere Arbeitsmotivation nicht generationstypisch. Letztlich sei Geld der Grund, weswegen sich der wissenschaftlich als solcher entlarvte „Mythos Generation“  im öffentlichen Diskurs weiter zäh behauptet: Das Einkommen vieler selbsternannter Jugendforscher, Generationenversteher und „generationssensibler“ Verfasser von Ratgeber-Literatur  hänge davon ab (Forschung & Lehre, 1/2024). 


 www.forschung-und-lehre.de