Sie haben sich mit ganzem Herzen dafür engagiert: Ministerpräsident Markus Söder, Forstministerin Michaela Kaniber und Landrat Erwin Schneider von der CSU, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und der Mehringer Bürgermeister Robert Buchner von den Freien Wählern, Peter von Zumbusch, Chef der Wacker Chemie AG in Burghausen, und die Deutschland-Chefin des französischen Ökostrominvestors Qair, Heike von der Heyden. Sogar Martin Voggenberger (ÖVP), Bürgermeister der oberösterreichischen Nachbargemeinde Munderfing, hielt im Kongreß-Forum Altötting ein Plädoyer für die „Dringlichkeit von sauberer Energie“ – doch es hat nichts genutzt: 65,1 Prozent der Mehringer Stimmbürger votierten vorigen Sonntag gegen den Bau von Windkraftanlagen auf ihrem Gemeindegebiet.
Wegen des erfolgreichen Bürgerentscheids können nun zumindest zehn der 40 geplanten Windräder, die zwischen 135 und 160 Meter hoch sein sollen, im Öttinger Forst vorerst nicht gebaut werden. Dabei hatte selbst Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern, gemahnt: Wir brauchen die Energiewende, damit „die Erwärmung oder auch der Borkenkäfer unsere Waldbestände nicht weiter vernichten kann“. Dabei ist der Landkreis Altötting in Oberbayern ein Schwachwindgebiet, und der künftig wohl größte Windpark des Freistaats brächte nur 288 Megawatt (MW). Das wäre bestenfalls ein Zehntel des Strombedarfs des Chemiedreiecks um Burghausen – wenn die Windräder tatsächlich einmal ihre Maximalleistung einspeisen.
Söder, Aiwanger und Qair wollen dennoch an dem Vorzeigeprojekt festhalten. Detlef Fischer vom Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) sorgt sich nun „um den Erhalt der Chemieindustrie in unserem Land“. Dabei wäre die Lösung ganz einfach: Nur 65 Kilometer nördlich von Altötting steht das AKW Isar 2, das 1988 in Betrieb genommen wurde und das mit seinem Kernreaktor zuverlässig 1.410 MW fast „CO₂-freie“ Energie liefern kann – auch wenn der Wind nicht weht, die Sonne nicht scheint oder der Gashahn zugedreht wurde. Es könnte etwa 15 Prozent des bayrischen Strombedarfs decken. Und hätte die CSU 2011 Angela Merkel nicht zugestimmt, den endgültigen Atomausstieg für 2022 festzulegen, könnte Isar 2 noch heute laufen.