Globalisierung war gestern, „friend shoring“ ist angesagt. Anstatt in China sollen wichtige chemische Grundstoffe und Computerchips jetzt in dem Westen freundlich gesinnten Ländern hergestellt werden. Was unter Donald Trump begann und anfangs als Zeichen von dessen wirtschaftlicher Ahnungslosigkeit gedeutet wurde, ist inzwischen Konsens. So sehr, daß auch Robert Habeck Milliardensubventionen in die Idee steckt. Die Intel (USA) und TSMC (Taiwan) werden umworben, hierzulande Fabriken zu errichten. 15 Milliarden Euro an Subventionen werden an die beiden Konzerne fließen, damit sie in Magdeburg und Dresden bauen.
Auch der amerikanische Steuerzahler hat die Spendierhosen an. Präsident Joe Biden hatte mit dem CHIPS-Gesetz von 2022 bereits 53 Milliarden Dollar mobilisiert. Das reicht offenbar nicht, denn im März sollen nochmal etliche Milliarden dazukommen. Ebenfalls für TSMC und Intel. Im Kontrast dazu baut Südkorea seine Chipproduktion aus. Fabriken für 430 Milliarden Euro sollen bis 2047 gebaut werden – ohne Steuerzahlerhilfe.
Die Subvention von Halbleiterwerken ist keine neue Idee. Malaysia und die Philippinen haben seit den 1990er Jahren Chipfabriken mit Subventionen angelockt und stehen heute in der Statistik der Chipexporte auf den Plätzen sechs und zwölf. Zu Technologie-Schwergewichten wurde, trotz der tollen Statistik, keines der beiden Länder. Denn Herstellung und Export von Chips sind zweitrangig. Was zählt, ist die Technik in den Chips.
Großbritannien etwa steht weltweit nur auf Nummer elf, liegt aber in einem entscheidenden Punkt ganz vorne: ARM ist eine englische Firma. Die Chiparchitektur des Unternehmens aus Cambridge liegt nicht nur vielen Handy-Chips von Apple über Samsung bis zum chinesischen ZTE zugrunde, sondern steuert auch Airbags und Rasenmäher, ohne daß die Firma selbst einen einzigen Chip herstellt. „Fab-less“, also ohne Herstellung, heißen Firmen, die nur entwickeln. Denn es ist in den Köpfen der Ingenieure, wo die Wertschöpfung stattfindet, nicht am Fließband in der Produktion.
Nvidia stieg nicht zu einem Konzern mit einem Wert von 1,5 Billionen Dollar auf, weil es Fabriken besitzt, sondern weil es Chips entwickelt, die komplexe mathematische Operationen effizient ausführen – ein Wissen, in dem Intel oder ARM deutlich hinterherhinken. Hergestellt werden Nvidia-Chips von TSMC, vielleicht bald auch in Deutschland. So sieht Arbeitsteilung aus: Nvidia entwickelt, der Auftragsfertiger TSMC produziert. Wo, ist zweitrangig. Dresden als Werkbank der Chipbranche dürfte nicht mehr Bedeutung erlangen als heute Malaysia und die Philippinen. Die Wertschöpfung findet weiterhin anderswo statt.
Würde man Fabriken ausreichend subventionieren, könnte man Chips auch auf dem Mond fertigen, sogar rentabel bei genug Unterstützung. Sinnvoller wäre es, die Milliarden nicht für Werkbänke auszugeben, sondern Denkfabriken zu fördern, welche die nächste Generation von Chips entwickeln. Produziert werden können die dann in Malaysia oder den Philippinen, denen der Bau von Chipfabriken nicht viel gebracht hat. Nicht umsonst druckt Apple den Spruch „Designed in California“ auf seine Geräte. „Made in Germany“ stand früher einmal für Qualität in der Produktion. Heute stehen Ingenieure in Cupertino für die allerneueste Technik. Ob deren Fertigung in China, Texas, Dresden oder auf dem Mond stattfindet, spielt für Käufer keine Rolle mehr.