© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/24 / 02. Februar 2024

Auch das Showbiz ist gespalten
Griechenland: Konservative, Rechte und die orthodoxe Kirche kämpfen gegen die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Zivilehe
Panayotis H. Doumas

Nochmals verteidigte Griechenlands konservativer Premierminister Kyriakos Mitsotakis am  vergangenen Mittwoch die Pläne seiner Regierung zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Zivilehe: „Die neue Verordnung räumt bestimmten Personen zusätzliche Rechte ein; sie schmälert nicht die Rechte der Mehrheit“, sagte er nach Angaben der Tageszeitung Kathimerini und fügte hinzu, daß „eine Frage der Gleichheit nicht zur Spaltung beitragen“ solle.

Der Gesetzesentwurf über den am 12. und 13. Februar im Parlament abgestimmt werden soll, lasse zwar gleichgeschlechtliche Ehen zu, erlaube es aber gleichgeschlechtlichen Paaren nicht, Elternschaft durch Leihmütter anzustreben – einer Option, die derzeit Frauen vorbehalten sei, die aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen können.

Die Reaktionen in der eher konservativen griechischen Gesellschaft sind vielfältig. Die Mehrheit ist eindeutig gegen die Möglichkeit, daß solche Paare Kinder adoptieren können. Vielen fällt es vor allem schwer zu verstehen, daß, wenn die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare legalisiert wird, zwangsläufig auch das Recht auf Adoption durch diese Paare legalisiert wird, da dies andernfalls als Diskriminierung empfunden wird.

Die „Lifestyle“-Fernsehsendungen, an denen LGBT-Persönlichkeiten einen unverhältnismäßig großen Anteil haben, scheinen einen großen Teil der griechischen Öffentlichkeit davon überzeugt zu haben, daß die Homo-Ehe ein Menschenrecht ist, ebenso wie die Homo-Adoption. Natürlich gibt es auch ein Gegenargument, das von Showbiz-Prominenten, einigen davon sogar Homosexuellen wie dem Modedesigner Lakis Gavalas vorgebracht wird, der darauf besteht, daß ein Kind sowohl eine Mutter als auch einen Vater haben sollte.

Auch innerhalb seiner eigenen Partei Nea Dimokratia stößt Mitsotakis auf großen Widerstand. Seine Partei hat trotz des großen Wandels zur Mitte und nach links immer noch konservative Wurzeln und eine ziemlich große konservative Anhängerschaft, insbesondere auf dem Land, wo die Hälfte der griechischen Bevölkerung lebt. Außerdem wird die Neue Demokratie grundsätzlich von älteren Menschen gewählt, die sich derartige Neuerungen nicht vorstellen können.

Der Staatsminister Makis Voridis, der selbst von der radikalen und nationalistischen Rechten kommt und ein Sprecher des konservativen Flügels der Partei ist, erklärte ausdrücklich, daß er nicht für den Gesetzentwurf zur Legalisierung der Homo-Ehe in Griechenland stimmen wird. In jedem Fall dürfte der Block der Abgeordneten der Neuen Demokratie, die gegen den Gesetzentwurf sind oder Vorbehalte dagegen äußern, mehr als die Hälfte der 158 Abgeordneten der Partei ausmachen – insgesamt 300 Abgeordnete im Parlament. Der Premier setzt einfach darauf, daß er diese Schlacht mit Hilfe der Opposition gewinnen wird. Natürlich nicht alle, denn die drei Parteien rechts der Nea Dimokratia sowie die KP werden gegen das Gesetz stimmen. Sie kommen insgesamt auf 55 Abgeordnete.

Das große Kapitel in dieser Debatte ist natürlich die Kirche. Die erste Verlautbarung der orthodoxen Kirche Griechenlands kam zu Beginn des Jahres. Darin gab es nicht nur die Klarstellung, daß „homoerotische Beziehungen nicht akzeptabel“ seien, sondern auch den sehr harschen Hinweis auf Adoptionen durch „gleichgeschlechtliche Paare“, daß „Kinder weder Haustiere für jemanden sind, der sich als Vormund fühlen will, noch ‘Zubehör’ sei, das eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft formalisiert oder gesellschaftsfähig macht“. Am 23. Januar trat der Heilige Synod zusammen und beschloß seinen Widerstand, indem er die Bischöfe aufforderte, sich nach eigenem Ermessen zu engagieren.