© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/24 / 02. Februar 2024

Grüße aus … Paris
Die Liebe liegt auf der Wiese
Katharina Puhst

Auch in Frankreich wüten vielerorts Bauernstreiks und umzingeln inzwischen die Hauptstadt. Deren Bewohner beäugen sowohl mit Neugier als auch Mißmut vorbeiziehende Streikschilder mit Aufschriften wie „Das Unglück liegt auf der Wiese“. Mancher Pariser dürfte hierbei zum ersten Mal in seinem Leben eine echte Kuh sehen und feststellen, daß das lila-weiße Konzept ausschließlich auf einer von Milka gewählten Marketingstrategie beruht. 

Genau zu diesem Zeitpunkt hat Paris die Liebe auf das Land ausverlagert, denn inmitten der Unruhen startet die neue Staffel L’amour est dans le pré (zu dt. „Die Liebe liegt auf der Wiese“). Liebesglück im leeren Bauernhaus.

Etwa 4,2 Millionen zuschauende Franzosen träumen von der Idylle auf dem Lande – auch wenn es hart ist.

Im Januar stellten sich 15 liebeshungrige Bauern in der 19. Staffel der TV-Romanze vor, die in Deutschland unter dem Namen „Bauer sucht Frau“ bekannt ist. Die ersten handgeschriebenen Briefe treffen ein. Ob paillettenbesetzt, mit Eau de Toilette besprenkelt oder mit Sammlerbriefmarken frankiert, möchten sie aus der Masse herausstechen. 

Mitunter auch ein paar depressive Zeilen, die das Bauernherz zu erweichen suchen. Zwischen Liebes- und Leidensgeschichte verschwimmt die Grenze zunehmend gern und verwandelt die Show zur Therapie vor laufender Kamera. 

Tatsächlich träumen viele der 4,2 Millionen Zuschauer von der Idylle auf dem Lande. Daß das Landleben sehr hart ist und sich die Arbeitsstunden kaum errechnen lassen, mag hier nebensächlich sein. 

Stattdessen wird in Momenten mitgefiebert, in denen die Magie der Liebe auf wundervolle Weise agiert und gleichzeitig die Einsamkeit der Bauern unterstreicht. Ein erquickendes Gefühlsbad à la „Rosamunde Pilcher auf dem Bauernhof“. 

Indessen fanden alle Liebeleien in der letzten Staffel ein rasches Ende: Sowohl Rinderhirten als auch Schneckenzüchter blieben partnerlos. In Erinnerung bleiben bizarre Kußszenen in Form von Mundbewegungen eines Goldfisches. Für den Rest sorgten die Medien sowie sozialen Netzwerke. In einer hitzigen Polemik ließ sich das Publikum über das Verhalten und Erscheinungsbild der Kandidaten aus. 

Geht es allerdings darum, die Landwirte im Streik zu unterstützen oder für die Zucchini tiefer in die Tasche zu greifen, hört die Pläsanterie auf. Hier wird dann doch gerne zum Gemüse aus dem Flieger gegriffen. Der Glanz ist inbegriffen. Schließlich haben die Spanier und Marokkaner auch schöne Bäume. 

Um aber zu erfahren, daß darauf weder Zucchinis noch Brokkoli gedeihen, bedarf es der nächsten ARTE-Reportage. Die Liebe mag zwar auf der Wiese liegen, scheint in Ställen dennoch schwierig zu gedeihen.