© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/24 / 02. Februar 2024

Ankündigung der Woche
Nicht am Kleben kleben
Peter Freitag

Ein Taucher, der nicht taucht, taugt nichts. Über diesen Spruch mit flacher Pointe konnten sich in den achtziger Jahren pickelige Pubertiere auf deutschen Schulhöfen kringeln. Was aber ist davon zu halten, wenn in der harten Realität des Jahres 2024 die Klimakleber nicht mehr kleben? Dieser Tage kündigte die „Letzte Generation“ an, daß nach zwei Jahren Pattex-gestützter Straßenblockaden  Schluß sein soll mit dieser Protestform: Das „Kapitel des Klebens endet“. Warum dieses abrupte Ende, wir hatten uns schon so daran gewöhnt? Müssen die „Aktivisten“ jetzt etwa verstärkt rabotten, um – pardon – die Kohle für aufgebrummte Strafzahlungen heranzuschaffen? Ist es die Furcht vor dem Zorn von Peter Pendler, Leo Lastwagenfahrer oder Suleiman SUV-Besitzer, die gelegentlich recht robust und selbstjustitiär die Straße freiräumten? Oder war da vielleicht sogar ein bißchen Neid im Spiel? Weil die Traktoren der Bauern mit Blinklicht und coolem Spruch auf dem Frontgewicht irgendwie schon den krasseren Eindruck bei Politikerns hinterließen... Doch so ganz werden die ehemaligen Klebemänner und -frauen mit den orangefarbenen Warnwesten nicht aus dem Alltagsbild verschwinden. „Von nun an werden wir in anderer Form protestieren – unignorierbar wird es aber bleiben“, heißt es in einer Pressemitteilung oder -drohung der Letztgenerationierenden. „Ab März werden wir zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land aufrufen. Statt uns in Kleingruppen aufzuteilen und Straßenblockaden zu machen, werden wir gemeinsam mit vielen Menschen ungehorsame Versammlungen machen.“ Was das konkret bedeutet? Wir sind gespannt. Künftig mehr Brei-Attacken im Kunst-Museum? Lerne lächeln, ohne zu weinen, Mona Lisa. Und lernt bappen, ohne zu kleben. Das Klima wird beruhigt aufatmen, es wird geholfen – und die Stimmung bleibt aufgeheizt.