Wilhelm Busch hat ihm mit seinem Gedicht „Bewaffneter Friede“ ein Denkmal gesetzt: Denn er „schließt seinen dichten Stachelbund und trotzt getrost der ganzen Welt – bewaffnet, doch als Friedensheld“. 120 Jahre später schützt den Igel zwar weiter sein in der Evolution herausgebildetes Kleid aus verhornten Haaren vor dem Fuchs, doch gegen die Mähroboter und Rasentrimmer der Kleingärtner mit ihren scharfen Messern hat die Rüstung des heimischen Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) keine Chance. Auf den Straßen kommen jährlich Hunderttausende zu Tode. Auch biozides Schneckenkorn und Rattengift können ihnen zum Verhängnis werden. Vor allem Dachs und Uhu sind dagegen die natürlichen Feinde des Igels, denn deren Krallen sind lang genug, auch eingekugelte Igel zu töten. Den Igel-Beständen wurde im vergangenen Jahr so zugesetzt, daß das Rote-Liste-Zentrum in Köln inzwischen eine baldige bundesweite Einstufung als „gefährdet“ für wahrscheinlich hält.
Die „niedlichen“ Stachelkugeln nicht suchen und stören oder gar mit Milch füttern.
Deshalb wurde der nachtaktive Einzelgänger, der von Insekten, Regenwürmern, Schnecken und Spinnen lebt, von den Spendern der Deutschen Wildtier-Stiftung zum „Tier des Jahres 2024“ gewähl – gegen den konkurrierenden Rotfuchs und das Eichhörnchen. Zweifelhaft scheint, ob es dem bedrohten Igelbestand bekommt, daß er zum Unterrichtsstoff der Grundschule zählt. Zwar sollen so die Kinder für den tierischen Stadtbewohner sensibilisiert werden, aber dann suchen sie eben doch neugierig unter Laubhaufen und abseits gelegenen Hecken – den Lieblingsverstecken der den Winter verschlafenden Igel –, ob sie nicht „niedliche“ Stachelkugeln entdecken und mit Milch füttern können. Im vergangenen Oktober haben im westsächsischen Crimmitschau Kinder sogar einen Igel als Fußball benutzt. Das weibliche Tier überlebte die Tortur knapp, starb aber wenig später an den Verletzungen. Ohne solcherlei Torturen werden heimische Igel durchschnittlich vier bis acht Jahre alt.